Zittrige Hände bei den TSG-Frauen
Es war kühl am Dienstagabend in der Hegersporthalle und die Uhrzeit, 19.30 Uhr, für eine Oberliga-Begegnung ungewohnt spät. Das Nachholspiel der Frauen gegen den HSV Haldensleben lockte dennoch einige Zuschauer auf die Ränge. Von oben erlebten sie eine Calbenser Mannschaft, die engagiert in der Deckung zufasste, die sich gegen einen ausgesprochen schwach aufgelegten Gäste Großchancen in Serie erarbeiteten und letztlich doch mit 21:25 (12:12) unterlag.
Fatalerweise hatte es die TSG fast die gesamte Spielzeit in der Hand, den Gegner nach Belieben an die Wand zu spielen. Ein Beispiel: Die 24. Spielminute läuft, Calbes zweite Welle rollte in Richtung Haldensleber Tor. Kreisläuferin Franziska Sprotte am Ball, bindet drei gegnerische Spielerinnen und legt den Ball auf Mandy Wenzel ab. Diese wirft und der Ball zappelt im Netz. Es steht 8:7, die Fans auf der Tribüne jubeln und wollen mehr davon. Bekommen sie aber nicht. Stattdessen scheint es, als sehe man die Hände der Spielerinnen zittern – nicht vor Kälte freilich, sondern aus Nervosität. Im Grunde unnötig, denn nach zehn Minuten lag das Mühlner-Team mit 5:1 vorn und schürte damit berechtigte Hoffnungen auf den ersten Saisonsieg. Am Ende wird der Trainer jedoch resigniert feststellen: „Wir haben von 70 Angriffen 49 weggeworfen.“
Einfache technische Fehler und eine furchtbare Chancenverwertung führten in den gefährlichen Kreislauf aus Angst, Fehler zu machen, und der Folge, dass sie tatsächlich passieren. Die Konsequenz waren zehn torlose Minuten nach der Pause, eine Mannschaft, die ihre sichere Linie verlassen hatte, und ihre Gegner die, mehr schlecht als recht, daraus ihren Profit zogen. Aus der 13:12-Führung wurde so der 13:18-Rückstand, der sich letztlich als Uneinholbar erwies. Nicht wegen der Stärke des Gegners, sondern wegen der eklatanten Schwäche im Abschluss.
Auf Seiten der Gäste hielt sich die Freude über die zwei gewonnenen Punkte dieweil in Grenzen. „Das war ein ganz schlechtes Spiel“, kommentierte HSV-Trainerin Dr. Marita Daum knapp. Sie kritisierte vor allem das schwache Umkehrspiel ihrer Damen, deren Toreffektivität nur marginal besser als die der Gastgeberinnen war.
Will man Positives sehen, sollte das Auftreten der TSG-Damen erwähnt werden, die deutlich motivierter wirkten als im vorherigen Heimspiel gegen den BSV Magdeburg. Damit aus dieser Motivation aber auch zählbarer Erfolg wird, fehlen noch etliche Prozente. Dann muss konsequenter gespielt werden, dann müssen die erkämpften Chancen genutzt werden und dann muss vor allem das Zittern aus den Händen verschwinden. Bereits übermorgen geht es in die nächste Runde, um 14.30 Uhr gastieren die Calbenserinnen beim BSV Sachsen Zwickau II.
TSG Calbe: Nadine Dorau – Christin Bily, Sandy Börger, Patrizia Engelmann (3), Marie Hoffmann, Stefanie Hüls (2/1), Lisa-Marie Prokop, Sophia Rust (4), Melanie Sauer (2), Franziska Sprotte (1), Kristin Sroka (6/2), Mandy Wenzel (2), Christiane Wilke (1)
HSV Haldensleben: Schache/Schwertner – C. Beck (5), Chr. Beck, Bergmann (5), Butenschön (2), Hartung (1), Hoffmann (2), Mertens, Müller (2), Noll (5), Reißberg (2), R. Stutz (1)
Siebenmeter: Calbe 5/3 – Haldensleben 0
Zeitstrafen: Calbe 2 – Haldensleben 5
Quelle: Volksstimme vom 01. November 2012
Dieser Artikel wurde am 31.Oktober 2012 von Stefan Lenhart veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 12.November 2012)