14. Dezember 2015

Sechs Minuten, die auf der Seele schmerzen

TSG Calbe unterliegt SV Plauen-Oberlosa knapp

 Nichts war es mit dem versöhnlichen Abschluss vor der Weihnachtspause. Die TSG Calbe war im abschließenden Spiel des Jahres der Mitteldeutschen Handball-Oberliga gegen den SV Plauen- Oberlosa nah dran am zweiten Saisonsieg, zog aber wieder mit 25:26 (14:14) den Kürzeren.

 Von Bjorn Richter

Calbe • Die Taktiktafel von Ro­nald Kampe musste am Sonnabend einiges einstecken. Außer zum zweckmäßigen Gebrauch in Auszeiten oder der Halbzeitpause diente sie nämlich vorrangig als Blitzableiter. Bruchfestem Kunststoff und Aluminiumbeschichtung sei Dank, überstand die unschuldig-weiße Tafel aber sämtliche Gefühlsausbrüche des TSG-Trainers ohne bleibende Schäden.

Kratzer hat jedoch einmal mehr die in dieser Saison leidgeprüfte Calbenser Handball- Seele erlitten. „Das war das vierte Spiel, das wir mit einem Tor verlieren. Konnten wir unser Spiel ohne Hektik durchbringen, gewinnen wir so eine Partie mit drei, vier Treffern“, schimpfte Kampe nach der Schlusssirene. Tatsächlich hatten sich seine Schützlinge den neuerlichen Tiefschlag selbst zuzuschreiben. Die Gäste aus dem Vogtland wirkten nicht nur bis in die Schlussphase hinein schlagbar, sie servierten den Gastgebern Chancen teils auf dem Taktikbrett – pardon – auf dem Silbertablett.

Rückblickend waren vor allem sechs Minuten in der zweiten Halbzeit folgenschwer. Eine 18:15-Führung (35.) erwies sich als trügerisches Polster, das die Plauener bis zur 41. Minute in ein eigenes 19:18 verwandelten. „Es war das alte Lied: Wir vergeben in dieser Phase zwei 100-prozentige Chancen und laufen dann ins offene Messer“, hatte Kampe die Ursache schnell ausgemacht. Dass auch die Schiedsrichter in der 40. Minute keine glückliche Figur abgaben und Maximili­an Weiß einen Treffer fälschlicherweise wegen Übertretens aberkannten, tat sein Übriges.

Unerklärlich blieb hingegen, was sich in der Schlussphase abspielte. Ab der 50. Minute schienen die Gastgeber mit dem Handball „heiße Kartoffel“ zu spielen und produzierten Fehlpässe in Reihe. Zu allem Überfluss schied auch noch Lu­cas Marschall aus, nachdem er einen heftigen Schlag auf den Oberkörper kassiert hatte. Doch paradoxerweise keimte zugleich Hoffnung auf, denn Felix Kralik hatte nach 57 Minuten den 24:25-Anschluss hergestellt. Allen voran Keeper Bastian Krautwald schien die Begegnung noch nicht abgehakt zu haben und hielt sein Team mit starken Paraden im Spiel. Letztlich taten die Gäste jedoch, was in einer solchen Phase zu tun ist, nahmen Zeit von der Uhr und spielten den 26:25-Vorsprung in der Schlussminute herunter.

Bis in die Schlussminute hinein schnupperten Felix Kralik ( im Wurf ) und die TSG zumindest am Punktgewinn, doch Rico Englert und die Gäste verbuchten schließlich den glücklichen Sieg

Bis in die Schlussminute hinein schnupperten Felix Kralik ( im Wurf ) und die TSG zumindest am Punktgewinn, doch Rico Englert und die Gäste verbuchten schließlich den glücklichen Sieg Foto: B. Richter

Ob es soweit hätte kommen müssen, blieb fraglich. Speziell in der ersten Halbzeit präsentierte sich die TSG nämlich nicht wie ein Schlusslicht, zudem war ihr bis zum 10:10 (20.) das Glück noch hold, wie mehrfach verwandelte Abpraller, etwa durch Martin Sowa (7:5,15.) oder Marschall (9:9,19.), belegten.

 Indes wurde einmal mehr überdeutlich, dass den Calbensern eine ordnende und beruhigende Hand im Spielaufbau fehlte. Felix Kralik, der die Rolle des verletzten Rene Hulha einnahm, ließ sich zu häufig von der allgemeinen Hektik anstecken. Seine Nebenleute nahmen sich insgesamt zu viele unvorbereitete Würfe und in der Deckung kritisierte Kampe „Zeitstrafen, die wir kassieren, weil wir zu undiszipliniert sind“. Folglich dürfte die rund einmonatige Wettkampfpause bis zum letzten Hinrundenspiel bei der HSG Freiberg (16. Januar 2016) allen Beteiligten gut tun: den verletzten Spielern, der angeknacksten Moral und sicher auch der Taktiktafel des Trainers.

 Calbe: Wiederhold, Krautwald – Barby (1), Gieraths, Kaiser (1), Marschall (2), Weiß (1), Sowa (9), Kralik (6), Hübner (3), Ilgenstein, Borzucki, Harig (2), Lück

Siebenmeter TSG 3/3 – Plauen 2/2;

Zeitstrafen: TSG 5 —Plauen 5: Rot: Martin Sowa

Quelle: Volksstimme vom 14.12.2015

Dieser Artikel wurde am 14.Dezember 2015 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 14.Dezember 2015)


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