„Psychospielchen gehören dazu“
Handball, Sachsen-Anhalt-Liga Calbes Keeper Stefan Wiederhold entschärft sechs Siebenmeter
Es war schon beachtlich, welchen Verschleiß an Siebenmeter-Werfern Stefan Wiederhold verursachte. Der Keeper der TSG Calbe vereitelte insgesamt sechs Versuche des SV Langenweddingen und war so maßgeblich am 25:22-Erfolg beim Landesmeister beteiligt.
Von Frank Nahrstedt
Langenweddingen • Nein, es war nicht der Tag von Matthias Knorr. Der 19-jährige Rückraumspieler des SV LangenÂweddingen war für fünf der acht Fehlwürfe in Hälfte zwei verantwortlich, zog sich zu Beginn der zweiten Halbzeit einen Schlag in den Magen zu und sorgte mit seinem überheblichen Siebenmeter-Versuch für den Aufschwung der TSG Calbe. Seinen leichtfertigen Heber pflückte Wiederhold genüsslich aus der Luft. Zu diesem Zeitpunkt ahnte allerdings niemand, dass es nur der BeÂginn einer Wahnsinns-Serie werden sollte.
Wiederhold parierte in der Folge nicht nur einen weiteren Wurf durch Knorr von Rechtsaußen in Unterzahl, er ließ vier weitere Siebenmeter-Schützen regelrecht verzweifeln, darunter erfahrene Werfer wie MatÂthias Scheller, Stefan Schult oder Falk Hohmann. „In dieser Phase war er hervorragend, er hat sich immer weiter reingesteigert“, lobte auch Trainer Peter Weiß.
Und mit diesem Lauf sicherte Wiederhold den knappen Vorsprung, als er in doppelter Unterzahl erneut hielt. Insgesamt zeigte er in der zweiten Hälfte 17 Paraden, hinzu kamen sechs in den ersten 30 Minuten, obwohl er erst nach 15 Minuten für den diesmal glücklosen Daniel Bertram zwischen die Pfosten kam. Und was sagt der Keeper selbst angesichts dieser super Statistiken? „In so einem Spitzenspiel brauche ich keine Extra-Motivation. Ich war einfach gut drauf und hatte das nötige Quäntchen auf meiner Seite.“

Bärenstark im Jubeln und Halten: Keeper Stefan Wiederhold (links) von der TSG Calbe
Ganz so einfach war es jedoch nicht, schließlich gehören auch bei eiÂnem Siebenmeter ein wenig „Taktik“ und „Geplänkel“ dazu. So „vergaß“ Wiederhold beispielsweise, hinter die Torwart-Linie zu gehen, beziehungsweise den Ball zu übergeben. Oder wie es der Keeper ausdrückte: „Ein paar Psychospielchen gehören eben dazu. Es werden ein paar Sprüche hin und her geworfen. Es macht Spaß, jemanden herauszufordern. Es ist allerdings kein Muss, dass das auch aufgeht.“ Der SVL vergab jedenfalls sechs seiner acht Strafwürfe. Angesichts des knappen Ergebnisses waren die Paraden von der Linie also entscheidend. „Über den Verlauf kann ich nicht meckern. Das wird mir immer im Gedächtnis bleiben.“
Durch den Erfolg kletterte die TSG auf den ersten Platz der Sachsen-Anhalt-Liga, über einen Aufstieg und damit die Rückkehr in die Mitteldeutsche Oberliga wird indes noch nicht gesprochen. „Es sind noch viele Spiele zu absolvieren, wir müssen beispielsweise noch zum HSV Magdeburg. Es wird also schwer genug für uns, bis zum Saisonende den Platz an der Sonne zu verteidigen, auch wenn wir das natürlich versuchen werden.“
Quelle: Volksstimme vom 27.01.2015
Dieser Artikel wurde am 27.Januar 2015 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 11.März 2015)