17. Mai 2016

Optimistisch für die nächste Saison

Ein versöhnliches Ende, das Punktekonto in der Sachsen-Anhalt-Liga ausgeglichen – die Handballerinnen der TSG Calbe haben ihren sechsten Platz verteidigt. Dennoch bleibt das Gefühl, dass eigentlich mehr drin gewesen wäre.

Eine Menge Verantwortung lastete im Spiel gegen den DRHV auf Kristin Sroka. Hier verwandelt sie gerade erfolgreich einen Gegenstoß. | Fotos: Ulrike Neumann

Eine Menge Verantwortung lastete in dieser Saison auf Kristin Sroka. Mit ihren 166 Toren belegte sie am Ende in der Sachsen-Anhalt-Liga Rang 3 und wurde dafür mit einer Torjägerkanone ausgezeichnet. | Fotos: Ulrike Neumann

Ganz laut sangen die TSG-Handballerinnen mit ihren Fans am letzten Spieltag ihren Siegersong „Atemlos“. Noch einmal punktete das Team auf heimischem Parkett und das ausgerechnet gegen den Tabellenzweiten FSV 1895 Magdeburg. Für Spielführerin Stefanie Hüls ein echter Saisonhöhepunkt, „gerade im Hinblick auf die 15-Tore-Niederlage in der Hinrunde und den nicht komplett zur Verfügung stehenden Kader“, schätzte sie ein.

Lisa-Marie Prokop führte mit sieben Toren die Torschützenliste an. Zweimal verwandelte sie vom Punkt.

Lisa-Marie Prokop erwies sich vor allem gegen die Magdeburger Teams als Garant für gute Tore. Insgesamt traf sie 116 Mal.

Die Personaldecke war im Rückblick betrachtet fast durchweg ein Stückchen zu kurz. „In der Saison davor hatten wir mehr Glück“, berichtete Coach Annett Schroeter und zählt die langen Ausfälle von Sophia Rust, Lisa-Marie Prokop, Antje Schreiber und Stefanie Hüls, sowie die zahlreichen Verletzungen auf. Selbst das Trainerteam blieb vom Pech nicht verschont. Schroeter verletzte sich im März und Ralf Bertram musste während der letzten Spiele das Bett hüten. So übernahm Marina Sroka auf der Zielgerade das Ruder.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die TSG-Frauen den größten Sturm bereits überstanden und ihre Sicherheit wiedergefunden. „Wir konnten von sechs Partien immerhin vier erfolgreich gestalten“, fasste Torhüterin Josephine Suchan zusammen. „Auch wenn wir in diesen Spielen nicht vollends überzeugen konnten, haben wir uns die Siege dennoch mit dem wiedergefundenen Kampfgeist und Willen hart erarbeitet und sind so doch noch zu einem versöhnlichen Saisonabschluss gekommen.“ Es ist ein wohlwollendes Resümee, dass die Fans teilen dürften, die zwischen November und Februar gemeinsam mit der Mannschaft in eine wochenlange Siegflaute gerieten. „Wir hatten zwei schlechte Monate, acht Spiele ohne Punkte“, rechnete Schroeter vor und ärgert sich noch heute darüber. „Es gibt Gegner wie den SV Union Halle-Neustadt, da kann man verlieren. Aber im Mittelfeld war jeder zu schlagen und das hätten wir in der Rückrunde tun müssen.“

In dieser Zeit rutschten die Saalestädterinnen in der Tabelle vom zweiten auf den achten Tabellenplatz ab. „Unsere Schwäche war die Unbeweglichkeit im Angriffsspiel und die mangelnde Chancenverwertung. In der Abwehr wirkten die Abläufe oft unabgestimmt – auch in Zusammenarbeit mit uns Torhütern“, analysierte Suchan und räumte ein, „vielleicht waren wir auch zu sehr mit uns selber beschäftigt und standen uns ein bisschen selbst im Weg.“ Der erste Windhauch war dann ausgerechnet gegen den Erzrivalen HC Salzland 06 zu spüren. „Dass wir nach drei Monaten Niederlagen ein Unentschieden erkämpfen konnten, war ein ganz besonderes Gefühl“, bestätigte Hüls und auch ihrer Trainerin hat die beiden Derbys in guter Erinnerung. „Das ging ja schon beim Hinspiel los: Der 30:27-Sieg gegen einen so schwer einzuschätzenden Gegner, darüber hab ich mich echt gefreut“, erinnerte sich Schroeter.

Juliane Gaul empfahl sich einmal mehr mit ihrer überragenden Sprungkraft. Hier verwandelt sie zum 20:24 (aus Sicht der TSG) | Fotos: Ulrike Neumann

Die A-Jugendliche Juliane Gaul empfahl sich mit ihren starken Rückraumwürfen für Einsatzzeiten in der Frauenmannschaft. 

Überhaupt lief am Anfang der Saison alles blendend. „Die Vorbereitung mit dem Auftakt beim Megawoodstock in Aschersleben hat mir sehr viel Spaß gemacht“, bestätigte der Coach. Als die Punktspiele dann im September anfingen, war Calbe auf dem Höhepunkt, spielte einen schnellen Ball und überzeugte auf ganzer Linie. Das bestätigte auch die Keeperin: „Wir konnten über eine recht stabile Abwehr und diszipliniertes Angriffsspiel, in dem wir druckvoll und variabel agierten, teils hohe Siege einfahren.“

Mit Michelle, Antje, Mandy und Kristin wurden vier TSG-Spielerinnen für das All-Star-Team ausgewählt.

Erinnerung an das Megawoodstock in Aschersleben: Mit Michelle, Antje, Mandy und Kristin wurden vier TSG-Spielerinnen für das All-Star-Team ausgewählt. | Foto: privat

Der Schwung aus dieser Zeit, er hielt noch lange vor und die Mannschaft zusammen. „Die Stimmung ist trotz der durchwachsenen Saison bestens“, betonte Suchan.  Eine wichtige Voraussetzung, um trotz der extremen Leistungsschwankungen das große Ziel, die fortwährende Integration der A-Jugendlichen in die Mannschaft, zu erreichen. „Wir haben das geschafft“, ist sich Hüls sicher und bestätigte das Gefühl, gut zusammen gewachsen zu sein. „Die jungen Spielerinnen waren eine echt starke Unterstützung“, erkannte auch Schroeter an. Die angespannte Personalsituation bescherte dem Nachwuchs sodann gleich ordentliche Spielanteile, die durchweg gut genutzt wurden. „Natürlich kann ich von ihnen nicht die Stabilität einer erfahrenen Spielerin erwarten“, weiß die Trainerin, „aber das entwickelt sich. Da bin ich für die nächste Saison sehr optimistisch.“

Mal wieder sieht sich unsere Torhüterin Josephine Suchan allein einer Gegenspielerin gegenüber.

Josephine Suchan pariert einen Konter. Viel zu oft wurden die drei Torhüter in der Saisonmitte allein gelassen. Erst später fand sich die Abwehr wieder und damit in die Erfolgsspur zurück.

Und die sportlichen Ziele? „Wir hätten deutlich besser sein können“, resümierte Schroeter. Ganz besonders schmerzen sie die Niederlagen in Oebisfelde und gegen Lok Schönebeck. Vier Punkte gegen die Absteiger hätten in der Endabrechnung einen Platz besser bedeutet. Und so geht die Trainerin mit gemischten Gefühlen aus der Saison. Positiv wiegt vor allem, und das konnte jeder in den letzten Saisonspielen sehen, dass sich das Team gefunden hat. Mit großer innerer Ruhe, unaufgeregt und überlegt agierten die Calbenserinnen miteinander. Die Stimmung passte einfach und Handball machte wieder Spaß. Josi Suchan, die im Norden Niedersachsens arbeitet, formulierte es auf ihre Weise: „Ich freue mich jeden Freitag, in die Heimat zu fahren, mit den Mädels zu trainieren und die Spiele zu bestreiten.“ Besser kann man gutes Klima kaum beschreiben. (ttr)

Dieser Artikel wurde am 17.Mai 2016 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 17.Mai 2016)


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