Männer: „Wir waren einfach etwas zu lieb“
Bei einem der Mitfavoriten in der Mitteldeutschen Handball-Oberliga hat es für die TSG Calbe am Sonnabend erwartungsgemäß nicht zur Überraschung gereicht. Dass die 22:33 (11:16)-Pleite bei der TuS Radis so deutlich ausfiel, war aber keine Frage fehlender Klasse, sondern vor allem Kopfsache.
Ob nun im sprachlichen Bild vom Kaninchen und der Schlange oder anhand der nüchternen Zahlen: „Wenn wir in der 37. Minute die erste Zeitstrafe kassieren und anschließend unsere dritte gelbe Karte des Spiels folgt, sagt das eine Menge aus“, bemerkte TSG-Trainer Ronald Kampe und fügte an: „Natürlich wollen wir nicht unfair spielen, aber man konnte den Eindruck bekommen, wir wären einfach etwas zu lieb gewesen.“
Man könnte es sich also einfach machen und behaupten, die Calbenser hätten ihr zweites Duell nach dem Aufstieg am Sonnabend in der Abwehr verloren. Doch am Ende von 60 Minuten in der Dübener Heide galt wohl die Devise „die Mischung macht‘s“ und diese passte aus TSG-Sicht einfach nicht. Denn auch Unzulänglichkeiten im Angriff trugen ihren Teil zum letztlichen Scheitern bei. In der Anfangsphase machte sich dieser Umstand noch nicht bemerkbar, da auch die Gastgeber keinesfalls aus einem Guss spielten. Doch während diese bei ihrer ersten Auszeit (22.) offenbar an den richtigen Stellschrauben drehten, „haben wir uns weiterhin zu viele Technik-Regel-Fehler geleistet. So verlieren wir die Bälle im Angriff und ermöglichen dem Gegner einfache Treffer im Gegenstoß“, bemängelte der Trainer.
Die logische Quittung folgte mit einem kleinen Lauf der Radiser, die sich zur Pause auf fünf Treffer absetzten. „Die Leistung war spiegelbildlich zu der gegen Meerane.“ Zumindest einen Unterschied zum verpatzten Auftakt in eigener Halle (25:36) gab es allerdings aus personeller Sicht: Wenngleich noch etwas angeschlagen, kehrte René Hulha zurück und sorgte nach seiner Einwechslung ab der 20. Minute für etwas Belebung.
Indes konnte auch der wiedergenesene Spielmacher seine Farben nicht vor dem bewahren, was nach Wiederbeginn folgte. „Gleich nach der Pause leisten wir uns in schneller Abfolge Ballverluste und laden den Gegner ein.“ Die TuS nahm dankend an, zumal nun auch die Calbenser Deckung kaum mehr Zugriff fand. „Das Problem war, dass die Abwehr nicht richtig verschiebt. So kassieren wir auch von den Außenpositionen viele Gegentore, bei denen man den Torhütern keine Schuld geben kann.“
Der Zug in Richtung Hoffnung war so nach 40 Minuten abgefahren. Entsprechenden Spielraum hatte die TSG nun auch bei der Aufstellung. Vornehmlich die „jungen Wilden“ – die drei A-Jugendlichen Florian Lück, Christopher Borzucki und Steve Ilgenstein – bekamen ihre Chance und nutzten sie. Zum Wohlgefallen ihres Trainers: „Die drei haben ihre Sache sehr gut gemacht“, lobte Kampe, der zugleich hoffte, dass die jugendliche Unbekümmertheit des Trios auf die gesamte Mannschaft abfärbt – natürlich gepaart mit etwas mehr Kämpferherz.
Wiederhold, Krautwald – Borzucki (2), Krause (2/1), Gieraths, Hulha (5), Kaiser (2), Rätzel (1), Kralik, Marschall (1), Weiß (1), Sowa (8/6), Lück (1), Ilgenstein
Siebenmeter: Radis 3/3 – Calbe 9/6; Zeitstrafen: Radis 6 – Calbe 3
Artikel: Volksstimme Schönebeck, 21. September 2015
Dieser Artikel wurde am 21.September 2015 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt.