Klatsche zum Trainerabschied
Besonders in der zweiten Halbzeit wollte den Frauen der TSG im Heimspiel gegen Gräfenhainichen nichts gelingen. So beendete Trainer Frank Falke seine Laufbahn nach 30 Jahren mit einer 26:41 (12:18)-Klatsche.
Die Tore in der Hegersporthalle in Calbe waren schon längst hochgezogen an die Wand. Deren Arbeitstag war beendet. Auch Bänke, Tische und sonstiges Mobiliar, das bei Heimspielen der TSG Calbe sonst so in der Halle platziert wird, waren schon an die ursprünglichen Positionen  zurückgestellt worden. Doch Kristin Sroka hockte immer noch in der linken Ecke mit angezogenen Knien und grübelte. Darüber, was im Heimspiel am Sonntag gegen die BSG Aktivist Gräfenhainichen eigentlich gerade so passiert war. Warum die Saison so durchwachsen verlaufen ist und wieso es ganz am Ende im Gesamten einfach nicht gereicht hatte.
Im letzten Saisonspiel kassierten Calbes Frauen in der Sachsen-Anhalt-Liga gegen Gräfenhainichen noch einmal eine krachende 26:41 (12:18)-Niederlage. Abgestiegen waren die Saalestädterinnen schon vorher. Weil aber der vormals Letzte TSV Niederndodeleben II parallell in Staßfurt beim HC Salzland 06 mit 29:25 (17:14) gewonnen hatte, rutschte die TSG sogar ans Tabellenende und beendet die Abstiegssaison als Schlusslicht. Damit haben sich auch Überlegungen über Relegation oder Nachrücker erledigt. „Wir sind definitiv abgestiegen“, sagte Trainer Frank Falke.
Der Frust war erkennbar. Co-Trainer Gunnar Lehmann hielt sich lange an seiner Wasserflasche fest und blickte auf der Trainerbank nach dem Spiel ins Leere. Ohne Halt oder Erklärungen zu finden. Auf der anderen Seite der Halle sprangen die Gästespielerinnen vor den etwa 20 mitgereisten Anhängern auf und ab, ließen sich fotografieren und sangen: „Oh, wie ist das schön“ und „Das war super, das war elegant.“ Himmelhochjauchzend, zu Tore betrübt waren die Stimmungslagen am Sonntag.
Und das Spiel der TSG-Frauen brachte das ganze Dilemma der Saison in 60 Minuten auf den Punkt. Kraftlos, konzentrationslos und furchtbar träge schlurften die Calbenserinnen über das Parkett, ließen sich im Angriff immer wieder den Ball abnehmen, leisteten sich dutzende technische Fehler und ließen die herbe Klatsche einfach so über sich ergehen. Besonders die zweite Halbzeit war erschütternd schwach. „Das ist das Resultat einer ganzen Saison“, meinte Falke. „Das Gesamtpaket stimmt einfach nicht. Wir konnten nicht kontinuierlich trainieren. Die Erfahrung ist nicht da, mental sind wir nicht stark genug. Der Verlauf des Spiels tat sehr weh.“
Das galt aber für fast die gesamte Saison. Die runderneuerte und stark verjüngte Mannschaft war in vielen Phasen einfach „hellgrün“ hinter den Ohren. Dabei gab es ja zwischendurch Hoffnung. Nach drei Siegen in Folge im Herbst schöpfte Calbe Zuversicht, hatte lange Zeit den Klassenerhalt in eigener Hand. Doch mit vier zum Teil deutlichen Pleiten am Stück zum Ende der Saison war die Luft heraus. „Der Knackpunkt war das Spiel gegen den FSV Magdeburg“, so Falke. „Das war eines der stärksten Saisonspiele.“ Trotzdem verlor Calbe. Danach brach das Team mental zusammen. Wobei es auch immer an den Spielerinnen selbst lag, dass nichts mehr gelang. Falke findet da einen kleinen philosophischen Vergleich. „Wenn ich meine Schuhe nicht ständig putze, dann werden sie irgendwann dreckig.“ Er vermisste bei einigen Spielerinnen die Beharrlichkeit in der Weiterentwicklung. „Du musst nachsetzen und dranbleiben.“
Das macht sich auch in solchen einfachen Fakten fest, dass die Chancenverwertung nicht nur am Sonntag katastrophal war. „Jedes Spiel haben wir 15 bis 16 hundertprozentige Chancen. Das heißt doch, dass wir so schlecht nicht gespielt haben. Bis dahin haben wir alles richtig gemacht.“ Doch der letzte Schritt fehlte nicht nur vorm Tor, sondern auch im übertragenen Sinne viel zu oft. „Da müssten die Jüngeren auch mal über ihren Schatten springen.“ Und so musste Falke dann mit einer Klatsche seine Laufbahn beenden. „Das war heute mein letztes Spiel. Ich trete aus beruflichen Gründen zurück“, sagte er nach dem Spiel. „Das hat aber nichts mit der Partie heute zu tun. Der Entschluss ist über viele Wochen gereift und steht schon seit einer Weile fest.“ Ob das Spiel vom Sonntag hängen bleibt als Makel? „Ich saß gut 30 Jahre auf der Bank. Ich hatte genug schöne Erlebnisse.“ Gerne hätte er ein weiteres hinzugefügt. Es hat nicht sollen sein. Und so schlich nicht nur Frank Falke am Sonntag mit einem hängenden Kopf aus der Halle.
Alexandra Baier, Ulrike Neumann – Klara Lehmann (7/2), Vanessa Schumann, Lisa Heinrich, Josephin Wurbs, Kristin Sroka (3), Mandy Wenzel, Juliane Gaul (4), Michelle Feilhaber (9), Angelina Dähms, Pia Schrader (3)
Siebenmeter: Calbe 4/2 – Gräfenhainichen 9/9
Zeitstrafen: Calbe 5 – Gräfenhainichen 3
Text: Enrico Joo (Volksstimme vom 3. Mai 2018)
Dieser Artikel wurde am 02.Mai 2018 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 03.Mai 2018)