11. September 2017

Frauen unterliegen in Schönebeck

Bis zur 45. Minute war das Derby am Sonnabend zwischen Schönebeck und Calbe ausgeglichen. Mit vielen schnellen Toren zog die Lok aber am Ende davon und fuhr einen 30:28-Sieg ein.

Lilli Hoffmann (beim Wurf) kam beim Derby gegen die TSG Calbe um Juliane Gaul (l.) und Antje Schreiber auf sechs Tore für ihre Schönebeckerinnen. Die Lok gewann am Ende 30:28. | Foto: Enrico Joo

Endlich funktionierte auch der Wechselgesang. Gerade hatte die Schönebeckerin Lilli Hoffmann im Derby der Sachsen-Anhalt-Liga am Sonnabend gegen die TSG Calbe den Treffer zum 30:24 erzielt, da versuchte der Hallensprecher das Publikum zu animieren. „Und den Treffer erzielte Lilli“, rief er und wartete. „Hoffmann“, schallte es von den Rängen zurück. „Es geht doch“, rief er noch.

Na klar. Gerade das Heimpublikum war am Sonnabend gut gelaunt. Denn im emotional so wichtigen Duell der Nachbarrivalen hatte die SG Lok die Calbenserinnen am Ende mit 30:28 (13:10) besiegt. Eine Humba samt Vorsänger gab es noch nach der Partie. Schönebeck feierte. „Ein Derby zu ge- winnen, ist ein geiles Gefühl“, sagte Lok-Trainer Dirk Schedlo nach dem Spiel. „Für solche Spiele spielst du Handball.“ Er genoss die prima Leistung seiner Spielerinnen. Die Einstellung passte, die Leistung auch. „Es waren fast alle an Bord. Das hat man sofort gemerkt.“ Schedlo klang zufrieden. Nur Cindy Degen war aus beruflichen Gründen verhindert.

Vor allem der Lauf, den sein Team ab der 45. Minute hinlegte, beeindruckte. Nach einem bis dahin völlig offenen Spiel stand es 20:20. Doch eine Viertelstunde vor dem Ende kippte die Partie. Auch dank der Beobachtungsgabe von Schedlo. „Calbe ist langsamer geworden in der Rückwärtsbewegung. Ich habe dann in der Auszeit gesagt, dass die Spielerinnen bewusst in die zweite Welle gehen sollen“, sagte er. Gesagt, getan. Mit vielen schnellen Toren, vor allem durch Lilli Hoffmann, Carolin Schedlo und Katharina Depta enteilte der Gastgeber der TSG. In der 47. Minute stand es 23:20, später 28:23 (55.). Da war das Spiel entschieden. Calbe-Coach Frank Falke haderte natürlich mit dem Spiel seiner Mannschaft. „Wir haben uns selber geschlagen. Von den 30 Gegentoren haben wir 16 durch Konter kassiert“, hatte er beobachtet.

Schönebeck leitete diese vielen schnellen Tore schon in der eigenen Abwehr durch viele Ballgewinne ein. Das gelang auch, weil die TSG-Spielerinnen viel zu überhastet agierten beim Vorbereiten der eigenen Chancen. „Wir haben unsere Grundlinie verlassen“, kritisierte Falke. „Du musst die Geduld haben, das Spiel vorzubereiten.“ Die fehlte im Angriff bei Calbe aber in vielen Aktionen. „Wir sind die Nahtstellen nicht konsequent angegangen.“ So verpufften die Offensiv-Aktionen oft schon im Ansatz.

Trotzdem sah Falke im Nachgang auch viel Gutes. „Mit der Grunddeckungsleistung bin ich zufrieden“, sagte er. Auch wie das Team mit den letzten Minuten umgegangen ist, in denen das Spiel eigentlich entschieden war, nötigte ihm Respekt ab. Nach dem 30:24 für Lok durch Hoffmann in der 57. Minute schüttelte sich Calbe noch einmal. Vier Tore in den letzten vier Minuten brachte die TSG noch auf zwei Tore heran bis zum Schlusspfiff. „Das war wichtig, dass wir nicht mit sieben Toren, sondern nur mit zwei verloren haben. Dieses Gefühl nimmst du mit in das nächste Spiel.“

Auf der anderen Seite war Schedlo freilich auch sehr zufrieden. „Schön war, dass die Spielerinnen sich in der Abwehr geholfen haben. Schön war auch, dass da viel Bewegung drin war.“ Und er lobte dann auch den Gegner. „Es war von beiden Mannschaften ein gutes Spiel.“ Aber es waren nicht nur Carolin Schedlo, Depta und Hoffmann, die glänzten. Stellvertretend für die gute Teamleistung hob der Trainer Pia Schrader hervor. „Sie hat zwar nur elf Minuten gespielt. Aber da hat sie alles richtig gemacht“, lobte Schedlo.

Für die Saalestädterinnen blieb nur, die Leistung des Gegners anzuerkennen. „Es war ein verdienter Sieg für Schönebeck.“ Damit war auch genug gesagt zum Spiel aus Calbe-Sicht. Falke blickte schon wieder nach vorn. Die Weiterentwicklung steht bei der TSG Calbe schlussendlich an vorderster Stelle. „Das Grundsystem passt. Ich werde in der Auswertung kein großes Brimborium machen“, so Falke. „Wir wachsen immer mehr zusammen.“ Das zählt. Da klang der Calbe-Coach schon wieder sehr aufgeräumt. Die Pleite gegen Lok war fast schon wieder abgehakt. Und es gibt ja auch noch die Möglichkeit der Revanche. Am 9. Dezember treffen die TSG und Lok in Calbe aufeinander. „Das wird ein Hammer-Rückspiel werden“, freut sich Schedlo schon jetzt.

Alexandra Baier, Michaela Möhring – Elisa Mennecke, Klara Lehmann (4), Sophia Rust (5), Lee-Ann Neetz, Kristin Sroka (10/1), Mandy Wenzel (1), Juliane Gaul (2), Inga Thomas (2), Michelle Feilhaber (3), Antje Schreiber (1)

Siebenmeter: Schönebeck 5/1 – Calbe 1/1
Zeitstrafen: Schönebeck 3 – Calbe 2

Text: Enrico Joo (Volksstimme vom 11. September 2017)

Dieser Artikel wurde am 11.September 2017 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.


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