Saalestädterinnen lassen Grundeinstellung vermissen
Die Handballerinnen der TSG Calbe haben vor heimischer Kulisse ihren zweiten Saisonsieg geholt. Der große Freundentaumel blieb nach dem glanzlosen 24:23 (13:10) gegen Schlusslicht HG 85 Köthen allerdings aus, zu schwach und fernab der Möglichkeiten war auch dieser Auftritt.
„Naja, der Einäugige hat gewonnen“, spöttelte ein Calbenser Fan nach dem Kellerduell und traf damit ins Schwarze. Es war eine Partie zwischen Nicht-Können und Nicht-Wollen, mit aufblitzendem Kampfgeist, aber erneutem Versagen im Zusammenspiel. Die besseren Anlagen hatte zunächst die TSG, die in den 60 Minuten nie in einen Rückstand geriet, aber es dennoch verpasste, sich ihrer Sache sicher zu sein. Von 3:2 legten die Saalestädterinnen auf 9:4 vor, um sich wenige Minuten später beim 11:10 wieder einholen zu lassen. „Es war das Spiel, was wir erwartet haben“, resümierte Calbes Trainer Frank Falke, „Köthen hatte seine erfahrenen Spieler, die die jüngeren an die Hand nahmen.“ Vor allem Sandy Börger und Christina Quinque setzten immer wieder Akzente und brachten die HG 85 ins Spiel zurück. Die TSG scheiterte indes einmal mehr an sich selbst. „Wir gehen nicht aggressiv genug zum Ball“, bemängelte der Trainer, dass die Abwehr oft zu spät reagierte, anstatt im Vorfeld der Aktionen zu agieren. „Eine Grundeinstellung war nicht da, wir haben auch keinen Block gestellt und es unseren Torhütern damit unwahrscheinlich schwer gemacht“, formulierte er es mit deutlichen Worten.
Die Keeper waren dann in der Schlussphase auch das Zünglein an der mit knapp über 20 Treffern recht leicht bepackten Waage. Calbe zog nach dem Wechsel zunächst auf 17:13 weg, kassierte dann aber zwei Treffer in Folge. „Wir machen Fehler, haken sie aber nicht ab, sondern packen sie in den Rucksack und nehmen sie mit“, beschrieb Falke bildlich, was für das Publikum nach Hängenlassen aussah. Und während die eigene Torhüterin freie Würfe vom Kreis kassierte, brachte die TSG-Sieben das Köthener Pendant durch unplatzierte Abschlüsse erst richtig ins Spiel. Beim 17:17 (46.) witterte die Gäste bereits Morgenluft. HG-Trainer Stefan Kutschbach sah dies mit Wohlwollen: „Im Vergleich zu den bisherigen Spielen war das eine deutliche Leistungssteigerung“, erkannte er an und lobte das Miteinander seiner Schützlinge. In der Tat sah man den Anhalterinnen den Siegwillen an, während Calbe versuchte, irgendwie zu einer gemeinsamen Form zu finden und die Leistungsschwankungen zu kompensieren. Gelungene Spielzüge, wie der zum 24:22 (58.) abgeschlossen von Lisa-Marie Prokop blieben die Ausnahme.
Ein Lichtblick war die Begegnung wahrlich nicht und für die Saalestädterinnen zählen einzig die zwei Punkte. Selbst die wären vermutlich nicht auf dem Konto, wenn sich Spielführerin Stefanie Hüls nicht so beispiellos aufgerieben hätte. Sie war es, die ihr Team auf dem Feld antrieb, Verantwortung übernahm, wenn es keiner wollte, und am Ende mit 13 Treffern den Löwenanteil der Torausbeute stemmte.
Trotz des schwachen Auftritts seiner Sieben blieb Falke nach dem Spiel geduldig: „Wir haben heute gewonnen, das ist zunächst mal so. Und an allem anderen werden wir im Training weiter arbeiten.“ Die HG 85, die so nah an ihrem ersten Erfolg gestanden hatte, fuhr hingegen mit gemischten Gefühlen heim. „Wir hätten uns über einen Punkt natürlich gefreut“, erklärte Kutschbach, zeigte sich aber optimistisch, dass mit einer solch soliden Leistung wie in Calbe in den kommenden Wochen für sein Team mehr drin sein dürfte. (ttr)
Elisa Mennecke, Josephine Suchan – Michelle Feilhaber (1), Juliane Gaul (1), Stefanie Hüls (13/7), Lee-Ann Neetz, Lisa-Marie Prokop (3), Sophia Rust (1), Vanessa Schumann (1), Kristin Sroka (2), Inga Thomas, Mandy Wenzel (1), Marie Zilke (1)
Siebenmeter: Calbe 7/7 – Köthen 0
Zeitstrafen: Calbe keine – Köthen keine
Dieser Artikel wurde am 01.November 2016 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.