Frauen lassen wichtige Punkte liegen
Der Abstieg der TSG-Handballerinnen aus der Sachsen-Anhalt-Liga ist wohl nur noch durch ein Wunder und kaum mehr aus eigener Kraft zu verhindern. Hatten es die Damen in der Partie gegen die Reserve des TSV Niederndodeleben bis zum Wechsel noch in der Hand, ergaben sie sich danach auf unerklärliche Weise ihrem Schicksal und ließen den Gegner gewähren. Sie zementierten damit einen der dunkelsten Tage in der Geschichte des Frauenhandballs in Calbe.
Ratlos verließen die Fans nach dem Spiel die Halle, die Trainer verärgert, die Spielerinnen enttäuscht. Jeder trug für sich die Last der Erkenntnis, dass die TSG das Klassenziel wohl nicht erreicht und am Ende auch nicht genug dafür getan hat. Eine Zuschauerin fasste es beim Hinausgehen in den Satz „wenn man sich so präsentiert, hat man auf Landesebene auch nicht verloren“.
Ärger und Enttäuschung bestimmen auch die Worte von Trainer Frank Falke nach dem Spiel: „Wir gehen unseren Weg nicht weiter, setzen einfach nicht das um, was wir vorher besprochen haben und auch während des Spiels immer wieder gefordert haben.“ Gemeinsam mit Co-Trainer Gunnar Lehmann hatte Falke ein geradliniges taktisches Konzept aufgestellt, das in der Anfangsphase eindrucksvoll fruchtete. Calbe spielte durchsetzungsstark, mit klaren Laufwegen und Bewegung auf allen Positionen. Die Abwehr stand sehr sicher, was die Gäste zu nervösen Wurfversuchen zwang. Als Klara Lehmann nach knapp zehn Minuten das 7:3 verwandelte, schien die Welt in der Hegersporthalle in Ordnung. Es sah super aus, die Aktionen gelangen, die Mannschaft ging zielstrebig voran. „Warum wir diese Linie dann aber verlassen und alles aufgeben, was wir uns erarbeitet haben, kann ich nicht verstehen“, ärgerte sich Falke. Mehr und mehr ließen sich die Saalestädterinnen das Spiel aus der Hand nehmen, schenkten Niederndodeleben 2 mit einfachsten Fehlern den Ball und kamen kaum noch in die Rückwärtsbewegung. Als die Seiten gewechselt wurden, lagen die Gastgeber einen Treffer hinten, was im Grunde kein Problem gewesen wäre, wenn die entsprechende Reaktion gefolgt wäre.
Ist sie aber nicht. Statt nun alles in die Waagschale zu werfen, den Kampfgeist zu wecken, ergaben sich die TSG-Frauen ihrem Schicksal. Ohne Körperspannung in der Abwehr war es für TSV-Schützin Julia Talke ein leichtes, ihre platzierten Würfe zu versenken. „Im Angriff war keine Bewegung, weder mit noch ohne Ball. Jeder stand nur auf seiner Position und hat den Ball weiter gespielt“, ärgerte sich Falke. Von außen versuchte er, immer wieder neue Impulse hereinzubringen, letztlich kam er aber nicht durch. Mit einfachen, aber effektiven Spielzügen erhöhten die Gäste auf 19:13 (40.) und hatten sich damit ein ordentliches Polster geschaffen. Dass das Spiel an der Stelle noch nicht verloren war, bewiesen die folgenden zwölf Minuten, in denen der TSV 2 gerade einmal zwei Treffer hinbekam. Calbe agierte jedoch wie in Starre und ohne gemeinsame Linie. Auch das letzte Aufbäumen der unentwegt an den Ketten zerrenden Kristin Sroka brachte am Ende keinen Erfolg. Als sie zehn Minuten vor Schluss verletzt das Feld verlassen musste, war die Stimmung in der Halle auf dem Tiefpunkt. Der Rest ist Hadern.
Eine Erklärung für den Auftritt seiner Schützlinge fand der Trainer an diesem Abend nicht. Sicherlich fehlten mit Mandy Wenzel und Antje Schreiber zentrale Abwehrspieler, sicherlich lag ein gewisser Druck auf der Mannschaft, aber beides lässt er als Entschuldigung nicht gelten. „Wir haben doch zehn Minuten gezeigt, dass es geht und dass wir es können. Warum verlassen wir denn dann die Linie?“, stellte er die entscheidende Frage, die wohl alle, die an diesem Tag in der Sporthalle waren, bewegte. Eine Antwort darauf gab es nicht. Zwei Spiele verbleiben den TSG-Frauen nun, um den Abstieg doch noch zu verhindern. Dass mit Seehausen, die punktgleich mit der TSG um den Klassenerhalt kämpfen, und Gräfenhainichen, die sogar noch eine Chance auf die Silbermedaille haben, sicherlich nicht die leichtesten Kandidaten warten, macht die Aufgabe nicht einfacher. Fest steht aber, dass die Saalestädterinnen mit der Niederlage gegen Niederndodeleben 2 ihren größten Trumpf im Abstiegskampf verschenkt haben. (ttr)
Alexandra Baier, Michaela Möhring – Michelle Feilhaber (2), Angelina Dähms, Lisa Heinrich (1), Klara Lehmann (5/1), Elisa Mennecke (2), Lee-Ann Neetz, Vanessa Schumann (1), Kristin Sroka (8/2), Josephin Wurbs, Lena Wurbs
Siebenmeter: TSG 4/3 – TSV 5/5
Zeitstrafen: TSG 4 – TSV 5
Dieser Artikel wurde am 10.April 2018 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 11.April 2018)