Salzlandderby: Teamgeist und die bessere Torhüterin
Endlich konnten die Fans des Frauenhandballs in der Region wieder ein Punktspielderby zwischen der TSG Calbe und dem HC Salzland 06 erleben. Bei beiden Teams stimmte die Einstellung und die Zuschauer erlebten ein engagiertes und faires Spiel, das die Gastgeber am Ende verdient mit 30:27 (17:13) gewannen.Â
Es gibt Spiele, da entscheiden die Pausen über Sieg und Niederlage. So geschehen auch am Sonnabend im Sachsen-Anhalt-Liga-Derby der Handballerinnen von TSG Calbe und HC Salzland 06. Die erste der beiden entscheidenden Pausen war eine Auszeit, genommen von Calbes Trainerin Annett Schroeter nach gut 40 Minuten. Eine Schlüsselphase, denn vermutlich war die TSG, die seit der ersten Minute nie hinten lag, hier das einzige Mal wirklich in der Gefahr, den Spielfaden zu verlieren.
Bis dahin sah es aus Gastgebersicht sehr gut aus. Nach einer kurzen, aber intensiven Abtastphase zogen beide Kontrahenten ihre Taktik auf. Der HC Salzland spielte vor allem für Stephanie Jäger, Yvonne Sachse und Christiane Jacobi, die im Rückraum mit starken Übergängen nach Belieben schalten und walten konnten. Die Calbenserinnen hingegen warteten mit viel Geduld auf ihre Chancen und haben den wachsenden Vorsprung wohl vor allem Stefanie Hüls zu verdanken, die ausgesprochen clever Regie führte und neben den eigenen Treffern ständig ihre Mitspieler in Position brachte. Beim 16:10 (27.) lagen die Saalestädterinnen recht komfortabel vorne, doch die Gäste holten sich mit zwei Treffern von Yvonne Sachse ihr Selbstvertrauen zurück.
Zu Beginn der zweiten Hälfte stand dann auch die HCS-Abwehr stabiler. „Kämpferisch haben sie das gut gemacht“, erkannte Coach Stefan Rähm an. Calbe geriet dadurch zunehmend unter Druck und nach zwei Siebenmetern, beide stark provoziert von Stephanie Jäger, war der HC Salzland auf einmal wieder ran (19:20, 40.). Schroeter zog die Grüne Karte, gab ihrem Team eine Pause, genau im richtigen Moment. Der Beweis folgte auf dem Fuße: Drei Treffer von Lisa-Marie Prokop brachten die TSG-Sieben wieder auf Kurs. Die Salzländerinnen hingegen agierten zunehmend nervös, wollten zu viel auf einmal und scheiterten am stabilen Abwehrblock des Gegners und deren Torhüterin Alex Baier.
Die zweite Pause war eine persönliche und zwar für Kristin Sroka. Die agile Rückraumlinke kam auf ihrer Stammposition auf keinen grünen Zweig und verbrauchte zusehends ihre Kräfte an der immer besser stehenden Abwehr der Salzländerinnen. So entschied sich Schroeter zum Auswechseln, brachte sie aber acht Minuten vor Abpfiff zurück aufs Parkett. Es stand 25:24 und wieder einmal verhinderte Stefanie Hüls mit zwei Treffern den drohenden Ausgleich. Salzland setzte nun alles auf den Angriff und hatte Sroka wohl nicht mehr auf dem Zettel, die plötzlich von rechts auftrumpfte und die Tore 28 bis 30 sicher versenkte.
Eine Spielerin durfte sich indes keine Pause genehmigen: TSG-Torhüterin Alex Baier. „Sie hat sich richtig klasse auf die Würfe des Gegners eingestellt und sich mit den Mitspielerinnen abgesprochen“, lobte Trainerin Schroeter. „Die Abwehr-Abstimmung hat für mich dieses Mal echt gestimmt“, schätzte Baier nach dem Spiel ein. Respekt zollte sie auch dem eigenen Angriff „Sie haben sich von der Abwehr nicht beeindrucken lassen, sondern ihr Ding durchgezogen.“ Und so wurde das Derby letztlich sowohl auf der Torhüterposition als auch im Zusammenspiel im Angriff entschieden.
„Kampfgeist und Willen haben einfach gestimmt“, urteilte Annett Schroeter nach dem Spiel. Die Einstellung hat auch beim HC Salzland gestimmt, allerdings ärgerte sich Stefan Rähm: „Wir haben vorn zu viel liegen gelassen.“ Sechs Pfostentreffer in zehn Minuten am Ende der ersten Hälfte, das schmerzt. Mit wenig guten Worten bedachte er zudem die Leitung des Spiels: „Es wurde mit zweierlei Maß gemessen“, stellte er fest, räumte jedoch ein, „deshalb haben wir nicht verloren.“
Die TSG hat das erste von vier Derbys der Saison auf ihrem Konto verbucht. Strahlend ließen sich die Spielerinnen nach dem Abpfiff von ihren Fans feiern. Trotz kleinerer Schwächen hat das Team bewiesen, dass es sich im Spielaufbau gefunden hat und gemeinsam agiert. Dieser Teamgeist bringt Sicherheit und beruhigt in engen Phasen das Nervenkostüm. Und wenn im Kopf alles stimmt, läuft auch das Spiel, klappen plötzlich Aktionen, bei denen die Tribüne den Atem anhält. Ein Beispiel (32. Minute): Lisa-Marie Prokop spielt einen Pass von rechts außen quer über die gegnerische Abwehr zielgenau auf Antje Schreiber, die von links außen anläuft und den Ball noch im Sprung Salzland-Torhüterin Vicky Weiß um die Hüfte legt. „Steinstark“, kommentierte Schroeter knapp und stolz. (ttr)
Alexandra Baier, Elisa Mennecke – Angelina Dähms, Michelle Feilhaber (1), Alicia Sophie Gröst, Stefanie Hüls (11/4), Linda Karlstedt, Lisa-Marie Prokop (7), Antje Schreiber (5), Kristin Sroka (6), Mandy Wenzel, Marie Zilke
Siebenmeter: Calbe 4/4 – Salzland 5/4
Zeitstrafen: Calbe 4 – Salzland 4
Dieser Artikel wurde am 28.September 2015 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 28.September 2015)