5. Oktober 2016

Frauen feiern gegen Schönebeck ersten Saisonsieg

Eigenen Gesetzen folgte das Derby in der Sachsen-Anhalt-Liga zwischen den Handballerinnen der TSG Calbe und der SG Lok Schönebeck. Während die einen einen fulminanten Punktspielsieg feierten, erlebten die anderen eine rabenschwarze zweite Hälfte.

Duell am Punkt. Josephine Suchan entschärfte diesen Strafwurf von Schönebeck Vivien Goldgraebe und gab ihrem Team damit wichtige Rückendeckung. | Fotos: Ulrike Neumann

Duell am Punkt. Josephine Suchan entschärfte diesen Strafwurf von Schönebecks Vivien Goldgraebe und gab ihrem Team damit wichtige Rückendeckung. | Fotos: Ulrike Neumann

Die Handballerinnen der TSG Calbe feierten mit dem Schlusspfiff ausgelassen ihren Sieg. Ausgerechnet gegen den Kreisrivalen SG Lok Schönebeck holte das Team um Trainer Frank Falke den ersten Saisonsieg. Das wiegt doppelt und reicht gewiss, um den Frust der vergangenen Wochen wegzuspülen. „Wir haben heute mit ‚sehr gut‘ bestanden“, resümierte Falke und lobte, „wir haben im Spiel gelernt, haben uns in allen Bereichen immer weiter verbessert.“

Juliane Gaul steuerte gegen Schönebeck vier Treffer bei.

Juliane Gaul steuerte gegen Schönebeck vier Treffer bei.

Der Spielverlauf gibt seiner Einschätzung Recht, denn bis zur Mitte der zweiten Hälfte sah es beileibe nicht nach einem solchen Erfolg der Saalestädterinnen aus. Die waren zwar nach 25 Sekunden durch Lisa-Marie Prokop in Führung gegangen, überließen dann jedoch den Gästen aus Schönebeck zunächst das Vorlegen. Vivien Goldgraebe verwandelte sicher am Punkt und im Rückraum rackerte sich Carolin Schedlo ab. Die Ankündigung von Lok-Trainer Dirk Schedlo, „wir haben nichts zu verschenken“, nahmen beide Teams als Maxime an. Intensive Zweikämpfe, viel Druck auf die Nahtstellen prägten die erste Hälfte, der durchweg fair geführten Partie. Spielerisch lagen die Kreisgegner gleich auf, wobei Schönebeck anfangs einen leichten Vorteil in der Chancenverwertung hatte. Doch auch der Druck des Derbys war zu spüren, zum Beispiel als Lok-Außen Steffi Sauer im Konter an Josephine Suchan scheiterte, sich sichtbar über sich ärgerte. Calbe hielt sich in dieser Phase durch Treffer von Michelle Feilhaber auf Tuchfühlung. Die zierliche A-Jugendliche wurde von ihren Mitspielern ausgezeichnet ins Spiel gebracht, erkannte und nutzte ihre Chancen.

Antje Schreiber und die TSG Calbe fanden vor allem in der letzten Viertelstunde des Spiels nahezu jede Lücke und konnten sowohl einen Rückstand umkehren als auch ihren ersten Saisonsieg feiern. | Foto: Franziska Herz

Antje Schreiber und die TSG Calbe fanden vor allem in der letzten Viertelstunde des Spiels nahezu jede Lücke und konnten sowohl einen Rückstand umkehren als auch ihren ersten Saisonsieg feiern. | Foto: Franziska Herz

Nach dem Wechsel erhöhten die Elbestädterinnen zunächst auf 17:13 (35.), ehe TSG-Torhüterin Alexandra Baier mit drei Paraden in Folge dem Treiben ein Ende setze. Was nun folgte, war Balsam für die Seele der Calbenser Handballerinnen. „Das musst du am eigenen Leib spüren, das Schlechte und das Gute“, versuchte ihr Trainer zu beschreiben, was passierte, als das Umkehrspiel griff, im Angriff die richtigen Entscheidungen getroffen wurden, der Überblick im Spiel einfach nur bestach. „Sie haben irgendwann die Schwelle überschritten und sich tragen lassen, haben gemerkt, wir können das“, schwärmte Falke nach dem Spiel. Schönebeck hingegen verlor von einem Moment auf den anderen den Spielfaden. Aus einer recht sicheren Vier-Tore-Führung wurde binnen sechs Minuten ein Rückstand. Immer stärker fokussierten die jungen Lok-Spielerinnen den Angriff auf ihre erfahrene Stütze Carolin Schedlo, die allein jedoch wenig gegen eine TSG-Sieben ausrichten konnte, die sich zusehends in einem Rausch spielte.

Mit Kampfgeist und Überblick übernahm Stefanie Hüls jede Menge Verantwortung für ihr Team. Auch ihren Siebenmeter verwandelte sie sicher.

Mit Kampfgeist und Überblick übernahm Stefanie Hüls jede Menge Verantwortung für ihr Team. Auch ihren Siebenmeter verwandelte sie sicher.

Elf Minuten vor Schluss, beim Stand von 22:20, war noch alles drin und Schedlo zog die grüne Karte. Es wurde laut in der Runde, denn das, was seine Schützlinge in den vergangenen zehn Minuten weggeworfen haben, war nicht nur für seinen Geschmack viel zu viel. Doch es änderte nichts: Die Elbestädterinnen waren völlig von der Rolle und ergaben sich schließlich. Tore fielen bis zum Schluss keine mehr. Calbe hingegen spielte seinen Stiefel unaufgeregt herunter. Den Ausschlag für die Sicherheit gab neben den starken Torhüterinnen die stabile Abwehr. „Diese ungeheure Energieleistung, das war phänomenal“, betonte Falke, hob aus dem geschlossenen Auftritt Stefanie Hüls noch heraus, die insgesamt ein fabelhaftes Spiel machte.

Ausgelassener Jubel nach dem verdienten Sieg im Derby.

Ausgelassener Jubel nach dem verdienten Sieg im Derby.

Während die TSG-Frauen mit ihren Fans jubelten und spürbar den Niederlagen-Rucksack der vergangenen Wochen abstreiften, mischte sich auf Seiten der Gäste Enttäuschung mit Fassungslosigkeit. Dirk Schedlo fasste das Offensichtliche in Worte: „23 Minuten nicht treffen, da kannst du kein Spiel gewinnen.“ Die mitgereisten Fans zeigten sich ebenfalls resigniert nach dieser wohl schlechtesten Halbzeit seit langem. (ttr)

Alexandra Baier, Elisa Mennecke, Josephine Suchan – Michelle Feilhaber (6), Juliane Gaul (4), Stefanie Hüls (7/1), Lee-Ann Neetz, Lisa-Marie Prokop (6), Sophia Rust (1), Antje Schreiber (3/1), Inga Thomas, Josephin Wurbs (1), Marie Zilke

Siebenmeter: Calbe 3/2 – Schönebeck 7/4
Zeitstrafen: Calbe 1 – Schönebeck 1

 

Kurzinterview: Michelle Feilhaber

Die 17-jährige Michelle Feilhaber setzte im Derby gegen die SG Lok Schönebeck auf der Linksaußenposition der TSG Calbe Akzente. Volksstimme-Mitarbeiter Tilman Treue sprach mit ihr über den gelungen Auftritt in der Hegersporthalle.

Michelle Feilhaber zeigte eine starke Form und trug sich sechs Mal ein.

Michelle Feilhaber zeigte eine starke Form und trug sich sechs Mal ein.

Als du eingewechselt wurdest, stand es Unentschieden, und von dem fulminanten Sieg war noch nichts zu spüren. Wie bist du mit der Verantwortung umgegangen?
Es ist immer wieder etwas ganz Aufregendes, in einem Derby spielen zu dürfen. Ich bin froh, dass ich gekommen bin und meine Leistung abrufen konnte. Und natürlich bin ich auch mega glücklich, dass wir so hoch gewonnen haben.

Dir standen teilweise erfahrene und körperlich klar überlegene Spielerinnen gegenüber, wie setzt man sich da durch?
Ich habe versucht, in der Abwehr trotzdem gegenzuhalten und im Angriff die Vorteile der anderen mit meiner Schnelligkeit auszugleichen, dadurch in Wurfpositionen zu kommen.

Sechs Tore vom Sonnabend gehen auf dein Konto.
Ja. Wir haben gut als Mannschaft gespielt und sind in die Tiefe gegangen. Dadurch war außen Platz und ich hatte heute eine gute Hand. Darüber bin ich ganz besonders glücklich.

Dieser Artikel wurde am 05.Oktober 2016 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.


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