Es war kein Hexenwerk, das der HV Rot-Weiß Staßfurt veranstaltete.
Von Franziska Herz
Calbe l Im Derby gegen die TSG Calbe in der Hegersporthalle verlor der Gastgeber mit 29:35 (14:17). In der Tabelle der Mitteldeutschen Oberliga kletterten die Staßfurter-Handballer auf den 10. Platz. Calbe bleibt das Schlusslicht.Nur ein einziges Mal wurden die Saalestädter ihren Gästen gefährlich. Als beide Mannschaften nach der Halbzeitpause aus den Kabinen zurück auf die Platte kehrten, wies die TSG einen Rückstand von drei Zählern (14:17) auf.
Aber die Sieben von Trainer Ronald Kampe zeigte sich in den folgenden sechs Minuten kämpferisch, angriffsstark und präzise. Bereits in den ersten Sekunden nach Wiederanpfiff versenkte Niclas Kaiser den Ball im gegnerischen Kasten, 15:17. Kurz darauf hielt Torhüter Stefan Wiederhold souverän einen Siebenmeter von Staßfurts Sebastian Retting. Ron Barby traf zum 16:17-Anschluss, Kaiser durch Konter zum 17:17-Ausgleich. Tobias Rindert konnte daraufhin zwar zwei weitere Treffer für die Rot-Weißen verbuchen, doch Calbe ließ den guten Lauf nicht abreißen. Vorerst. Daniel Gieraths gelang der erneute Anschluss (18:19, 36.) und Christian Hübner den 19:19-Ausgleich.

Sie ließen sich von der Staßfurter Abwehr regelrecht veralbern“, sagte Calbes Coach Ronald Kampe nach der 29:35-Derbypleite. Auch Mathias Walther wurde in die Mangel genommen. Dennoch traf er vierfach für die TSG. Foto: Franziska Herz
Gehalten haben die TSG-Handballer diesen Schwung nicht. Die Staßfurter um Trainer Uwe Werkmeister enteilten mit großen Schritten. „Staßfurt war ein machbarer Gegner“, schätzte Kampe ein. Über seine Sieben lamentierte er: „Sie sind undiszipliniert. Sie lassen Chancen blind liegen. Jeder meint, irgendwie auf das Tor werfen zu müssen. Aber sie schmeißen die Bälle nur weg.“ Auch Werkmeister grübelte über die Vorstellung der Calbenser: „Ich habe mit mehr Widerstand gerechnet. Die vergangenen Partien sind mit einem engeren Ergebnis ausgegangen.“
Schon in der ersten Hälfte der Begegnung zeigte der HVS, welches Team den kühleren Kopf hatte. Zwar setzten sich die Gäste noch nicht deutlich ab, Calbe blieb ihnen auf den Fersen, doch lagen sie stets einen Hauch vorn. So legte Nils Hähnel auf Staßfurts Seite beispielsweise mit 3:1 vor, aber Ronny Krause traf zum 2:3. Wieder legte Hähnel zum 5:3 (8.) vor, Hübner holte den Anschluss. Oder: Retting baute zum 7:5 aus, netzte erneut Hübner zum 6:7 ein. In Minute 20 eroberte Oliver Jacobi nach einem Fehlpass der Calbenser den Ball und erhöhte den Staßfurter Stand nach Konter zum 13:9.
Daraufhin nahm Kampe die erste Auszeit. Auch diese Ansprache des Trainers zeigte Wirkung: Barby traf zum 10:13, Nils Rätzel zum 11:13. Wiederhold fand zu diesem Zeitpunkt besser in das Spiel und hielt stark einen Wurf von Mattis Kloppenburg. Über das 12:14 (Barby) oder 13:15 (Gieraths) ließen sich Gastgeber nicht abschütteln, auch wenn Retting (15:12, 27.) oder Jacobi (16:13) stets dagegen hielten. Den letzten Treffer der ersten Halbzeit erzielte Kaiser für Calbe zum 14:17.
Nach der anschließenden wirksamen Phase der TSG, wurde es ab der 39. Minute zunehmend das Spiel der Staßfurter. Eike Rach baute zum 23:19 (41.) , Maurice Wilke zum 28:22 (50.) oder Retting zum 33:27 (58.) aus. Insbesondere das Trio Retting, Hähnel, Wilke bestimmte in Hälfte zwei das Geschehen mehr und mehr. „Staßfurt hat so wie immer gespielt“, sagte Kampe. „Wir haben zu viele Fehler gemacht und wir haben vorne nicht getroffen.“ Und er urteilte: „Solche einfachen Fehler dürfen bei den Männern nicht mehr passieren.“ Der letzte Zähler der Partie ging auf das Konto von Wilke, sechs Sekunden vor Schluss. Den überlegenen 35:29-Derby-Erfolg verbuchte der HV Staßfurt. „Am Ende war es ein ganz normales Handballspiel“, so Werkmeister. „Der Sieg ist verdient.“ Und das ganz ohne Hexerei.
Calbe: Wiederhold, Krautwald – Walther (4), Barby (6), Krause (2), Gieraths (2), Ilgenstein, Kaiser (6), Rätzel (1), Marschall (2), Weiß, Kralik, Hübner (4), Lück (2)
Staßfurt: Tuchen, Schliwa – Fuhrmann, Mennecke, Retting (6), Jacobi (4), Engelhardt, Rach, Hähnel (8), Rindert (7), Secara, Wilke (7), Kloppenburg (1)
Siebenmeter: Calbe 3/2 – Staßfurt 3/1; Zeitstrafen: Calbe 3 – Staßfurt 5

Ein letztes Fachsimpeln vor dem Derby: TSG-Trainer Ronald Kampe (links) im Gespräch mit HVS-Coach Uwe Werkmeister. Foto: Franziska Herz
Quelle: Volksstimme vom 07.03.2016
Dieser Artikel wurde am 07.März 2016 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt.