Ersten „Matchball“ im Abstiegskampf verspielt
Trotz optimaler Voraussetzungen gelang den Oberliga-Frauen der TSG Calbe der erhoffte Befreiungsschlag nicht. Beim BSV 93 Magdeburg unterlag das Team mit 22:29 (13:15) und ringt im Abstiegskampf nach wie vor um Luft.
Michael Belitz und Christian Meyer, die beiden Unparteiischen aus Köthen und Coswig, waren am Freitagabend wahrlich nicht zu beneiden, denn die Partie, die sie in der Sporthalle des Albert-Einstein-Gymnasiums zu leiten hatten, war von Oberliga-Handball meilenweit entfernt – und das auf beiden Seiten. Es war die eigentümliche Mischung aus lockerer Trainingsspiel-Atmosphäre, einer D-Jugend-verdächtigen Ballarbeit und halbherzigen Torwurfaktionen, die diese Partie so derart unter Niveau laufen ließ. „Wir waren ein bisschen besser“, kommentierte BSV-Trainer Jens Ziegler das Spiel mit einem verschmitzten Lächeln. Auch er wusste natürlich um den Charakter der Partie, freute sich umso mehr über die zwei Punkte, die so wichtig für sein Team sind, das seit Wochen am verletzungsbedingten Ausfall von Spielführerin Kathrin Kluba laboriert. Deutlich knapper fiel das Statement von TSG-Coach Frank Mühlner aus: „Sieg verschenkt.“ Der Ärger ist verständlich, denn sein Team hatte alle Chancen, ließ sie aber in fahrlässiger Weise ungenutzt.
Der drohende Spielverlauf zeichnete sich bereits kurz nach Anpfiff ab. Die Olvenstedterinnen begannen mit einer offensiven 4-2-Abwehr. Calbe reagierte darauf überhaupt nicht, sondern versuchte sein Glück mit Querpässen, was folgerichtig in die Hände der Gastgeber spielte. Die schnappten sich den Ball, starteten zum Konter und warfen den Ball am Calbenser Tor vorbei. Die Reaktion war einmütig: Kopfschütteln auf der Tribüne, ein tobender Jens Ziegler auf der Bank. Da halfen auch die Tore von Juliane Friedrich wenig, die durch das Abwehrzentrum der TSG marschierte und völlig frei vom Sechsmeter verwandelte. Calbe lag zu diesem Zeitpunkt noch vorn, konnte durch Patrizia Engelmann und Franziska Sprotte durchaus auch sehenswerte Tore einfahren, kassierte aber durch Untätigkeit in der Abwehr ständig den Anschluss. Mandy Wenzel erhöhte noch einmal auf 13:11 (27.), ehe der BSV 93 mit vier Treffern in zwei Minuten den 15:13-Halbzeitstand herstellte.
Nach dem Wechsel erhöhten die Gastgeber das Tempo, worunter die Passsicherheit noch mehr litt. Bälle flogen kreuz und quer durch die Halle, irgendwer fing ihn auf, spielte weiter, manchmal auch zum Gegner. Der Wind von der Tribüne wurde rauher und doch mussten Belitz und Meyer den Überblick behalten. Es gelang ihnen gut, doch der Calbenser Seite schwammen die Felle davon. Die BSV-Abwehr hatte Sophia Rust und Kristin Sroka fest im Griff, was Rückraumtore nahezu ausschloss. Im Umschalten von Angriff auf Abwehr reagierte die TSG viel zu träge, ließ ihren Gegner mitunter bis zum eigenen Sechsmeter dribbeln und auch noch werfen. Als Christiane Wilke in der 51. Minute zum 22:24 aus Calbenser Sicht verwandelt, war es das mit Toren für die TSG. Obwohl durchaus in Schlagweite vergeigten die Saalestädterinnen die Schlussphase gründlich und überließen den Gastgebern, die sich zum Glück ebenfalls im Abschluss recht blind anstellten, das Feld. „Die hohe Fehlerquote war eine Katastrophe“, stellte Ziegler fest, machte als Stärken in seinem Team jedoch das konsequentere Umkehrspiel und die stärker besetzte Torhüterposition aus. Das Schlusssignal kam unter diesen Voraussetzung einer Erlösung gleich und auch die beiden Unparteiischen schauten sich kurz an, atmeten tief durch – überstanden.
TSG Calbe: Stephanie Crimée, Elisa Mennecke – Christin Bily (2), Patrizia Engelmann (3), Stefanie Hüls (8/4), Sophia Rust (4), Melanie Sauer (1), Franziska Sprotte (1), Kristin Sroka (1/1), Mandy Wenzel (2), Christiane Wilke (1)
Siebenmeter: Magdeburg: 4/4 – Calbe: 5/4
Zeitstrafen: Magdeburg: 3 – Calbe: 2
Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 18. März 2013
Dieser Artikel wurde am 17.März 2013 von Stefan Lenhart veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 03.April 2013)