Eine Torhüterin auf Torejagd
Es war viel Platz im Mannschaftsbus der TSG-Handballerinnen, als er am Sonnabend nach Jessen zum weitesten Auswärtsspiel in dieser Saison aufbrach. Mit nur acht Spielerinnen machte sich das Team auf den Weg, zeigte einen abgeklärten Auftritt und kehrte mit strahlenden Gesichtern wieder nach Calbe zurück. Eine riesige mentale Stärke und eiserne Disziplin sicherten der kleinen Truppe den 32:27 (18:16)-Auswärtserfolg.
„Die Zeichen standen sicherlich nicht für Calbe“, bezog sich Trainerin Annett Schroeter auf die dünne personelle Ausgangslage. Tatsächlich drohte das Spiel bereits in der Anfangsphase gegen die Saalestädterinnen zu kippen, als sich die Gastgeberinnen nach gut zehn Minuten auf 7:4 abgesetzt hatten. „Die Torhüter standen vor einer wirklich schweren Aufgabe, da die Bälle recht unkontrolliert ankamen“, nahm die Trainerin die beiden Keeperinnen in Schutz. Am Ende waren es nämlich Alexandra Baier und Josephine Suchan, die jede für sich einen großen Anteil an diesem Erfolg trugen. Baier agierte an gewohnter Stelle und sorgte in der zweiten Hälfte für Beifall, als sie gleich mehrere Würfe von außen und dann auch noch einen Konter beeindruckend parierte. In dieser ganz wichtigen Phase, beim Stand von 19:19, brachte sie damit den Gegner zur Verzweiflung. Suchan hingegen hatte in der Halbzeitpause auf die kurzen Trikots gewechselt und vertrat für zehn Minuten die verletzte Laura Schmidt auf Linksaußen. „Sie hat ihre Sache richtig gut gemacht“, lobte Schroeter und die Torhüterin belohnte sich sogar mit einem Treffer.
Als Regisseurin des Spiels brillierte Stefanie Hüls. Der Routinier in der jungen Truppe sorgte im Aufbau für Disziplin, sagte die vorher mit der Trainerin abgesprochenen Spielzüge an und behielt die nötige Geduld. „Da hat alles geklappt, was klappen konnte“, erkannte Schroeter an und der Erfolg dieser Taktik sprach für sich: So hatten sich das Team noch vor dem Wechsel kurzerhand von 7:7 auf 17:10 abgesetzt. Sicherlich war auch ein bisschen Glück dabei, aber eine solche Serie, in der jeder Angriff zum Tor führte, sucht seinesgleichen in der Saisonstatistik. Der Rest war spielerisch nicht übermäßig spektakulär, dafür mental aber umso beeindruckender. Jede Spielerin wusste, dass es darauf ankam, sich die Kräfte bis zum Ende einzuteilen und mit viel Geduld und Überblick zu agieren. Das ist schließlich gelungen.
Das Spiel gegen Jessen, es wird wohl deshalb in Erinnerung bleiben, weil es so ganz anders war als alle anderen: „Mit wenig Rückraum und viel Kreis“, wie es die Trainerin treffend formulierte. Und, so könnte man ergänzen, einer Torhüterin auf Torejagd.
TSG Calbe: Alexandra Baier, Josephine Suchan (1) – Alicia Sophie Gröst (5), Stefanie Hüls (11), Lisa-Marie Prokop (9), Laura Schmidt (1), Mandy Wenzel (1), Marie Zilke (4)
Siebenmeter: Jessen 3/3 – Calbe 5/5
Zeitstrafen: Jessen 3 – Calbe 2
Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 17. Februar 2015
Dieser Artikel wurde am 16.Februar 2015 von Stefan Lenhart veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.