Derbysieg für die SG Lok Schönebeck
Die SG Lok Schönebeck nimmt beim 27:21 (15:14)-Derbysieg gegen die TSG Calbe Revanche, muss den Erfolg aber teuer bezahlen.
Von Björn Richter
Schönebeck l In eigener Halle hatte es so etwas in dieser Saison noch nicht gegeben: Die letzten Derby-Sekunden tickten auf der Hallenuhr herunter, als das große Stehen begann. „Vollbring“ erhob sich und sparte nicht mit Applaus. Stehende Ovationen von der Tribüne begleiteten die SG Lok Schönebeck. Natürlich hat auch Trainer Dirk Schedlo den 27:21-Erfolg über den Kreisrivalen aus Calbe genossen, die besondere Atmosphäre tief in sich aufgesogen, nur um im nächsten Moment die bange Frage zu stellen, die auch die gesamte Mannschaft beschäftigte: Was ist mit Cindy Degen?
Die Aufbauspielerin hatte sich am Sonnabend über zwei Drittel des Nachmittags hinweg mit fünf Treffern am Derbysieg beteiligt. Auch mit einer Zeitstrafe, aber ihrer folgenschweren Verletzung war keine übermäßige körperliche Härte vorausgegangen. Eine genaue Diagnose stand nach dem Wochenende noch nicht fest. Fakt ist nur, dass das Knie in Mitleidenschaft gezogen wurde. Von einer mehrwöchigen Pause bis hin zum vorläufigen Saisonende ist alles in der unliebsamen Verlosung. „Aus menschlicher Sicht hätten wir die zwei Punkte lieber an Calbe abgegeben als so eine schwere Verletzung hinnehmen zu müssen. Wir haben diesen Sieg teuer erkauft“, urteilte Schedlo.
Die zwei Zähler hätten die Calbenserinnen sicher gern genommen, doch konnte die TSG weder an den Hinspielerfolg anknüpfen, noch an den zurückliegenden Überraschungssieg beim Dessau-Roßlauer HV (27:24). Co-Trainer Lutz Dohmke erkannte seine Schützlinge dann auch nur in der Anfangsphase wieder: „Im Prinzip haben wir in den ersten 20 Minuten gezeigt, dass wir es können. Danach haben wir aber unsere Linie komplett verloren.“
Tatsächlich erwischten die Gäste beim Rivalen aus der Nachbarstadt einen optimalen Start. Nach einer Viertelstunde hatte die TSG eine 9:6-Führung vorgelegt. Anschließend rückte jedoch Lok-Torhüterin Isabel Krakau in den Fokus. Mit teils spektakulären Paraden lieferte sie den entscheidenden Impuls für ihre Vorderleute. „Sie hat vor allem ihre anfängliche Nervosität in den Griff bekommen. Das hat uns die nötige Stabilität gegeben“, schätzte Schedlo ein. So traf Degen nach 24 Minuten zum 12:12-Ausgleich, zur Pause behaupteten die Schönebeckerinnen sogar eine knappe Führung.
Die starke Aufholjagd freute natürlich den Coach, dennoch galt es in der Kabine, eine Gradwanderung zu meistern; „Die Gefahr in solchen Situationen liegt darin, dass man mit der Konzentration herunterfährt. Als Trainer musst du dann einen richtigen, weil ruhigen Ton treffen, zugleich aber an anderer Stelle wieder lauter werden, um die Mannschaft wach zu halten.“
Der verbale Muntermacher in der Kabine zeigte Wirkung. Calbe glich zwar nach Wiederbeginn zum 15:15 aus, doch es war zugleich das letzte Mal, dass die Saalestädterinnen Tuchfühlung aufnahmen. Wiederum Torfrau Krakau im Verbund mit einer zusehends stabileren Abwehr zogen der TSG den Zahn. Dohmke erklärte die entstandene Abwärtsspirale: „Noch vor technischen Fehlern und dem mangelhaften Zusammenspiel hat uns die Chancenverwertung das Genick gebrochen. Nach und nach entsteht eine Angst, weitere Abschlüsse zu nehmen und wir trauen uns im Angriff nichts mehr zu.“ So hatte die SG Lok bis zum Ende leichtes Spiel, ein 7:0-Lauf zum 24:16 nach einer Dreiviertelstunde besiegelte den Derbysieg.
Während sich die TSG nicht aus der Bahn werfen lassen will („Wir haben uns selbst geschlagen, das Spiel aber ausgewertet und abgehakt.“), hat die SG Lok mit zwei Siegen in Folge Selbstvertrauen getankt. Schedlo: „Wir nehmen viel Positives mit in die nächsten Spiele.“ Nur der Preis dafür hätte geringer ausfallen dürfen.
Schönebeck: Krakau – Degen (5/1), Sejdovic, Va. Goldgraebe (2), Schedlo (8), Depta (5), Bartelmann, Sauer (2), Stagge (1), V. Gold- graebe (3), Walther, Moschner (1)
Calbe: Suchan, Baier – Zilke (4), Thomas, Rust (2), Schumann, Prokop (9/1), Wurbs, Neetz, Wenzel, Gaul, Feilhaber (3/1), Mennecke, Schreiber (3)
Siebenmeter: Lok 2/1 – TSG 2/2; Zeitstrafen: Lok 5 – TSG 2
Quelle Volksstimme vom14.02.2017
Dieser Artikel wurde am 16.Februar 2017 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 16.Februar 2017)
