12. Dezember 2017

Breitere Bank des Gegners zahlt sich aus

Die Faust hatte Liza Nowicki schon sekundenlang erhoben, da drehte sich die Torhüterin der SG Lok Schönebeck nach einer guten Parade nach links, erblickte den gut gefüllten Fanblock und musste angesichts der „Jetzt geht‘s los“-Rufe unweigerlich grinsen.

Carolin Schedlo (beim Wurf) und die SG Lok holten auch in Calbe bei der TSG um Michelle Feilhaber (l.) und Mandy Wenzel den Derbyerfolg. | Foto. Kevin Sager

Die favorisierten Schönebeckerinnen gewannen das Derby in der Sachsen-Anhalt-Liga am Sonnabend bei der TSG Calbe mit 23:20 (10:10). Der knappe Derbysieg war für die Lok aber hart erkämpft. Lange Zeit sah es so aus, als ob der Gastgeber trotz großer Personalprobleme an der Überraschung schnuppern könnte. 8:5 führte Calbe in der 21. Minute. Nach dem 10:10 zur Halbzeit setzte sich die TSG mit wohl überlegten Spielzügen im Positionsangriff ab und führte beim 18:14 (42.) erstmals mit vier Toren.

Bis zu diesem Zeitpunkt war für die Saalestädterinnen vor der stattlichen Kulisse alles gut. „Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen“, sagte Co-Trainer Gunnar Lehmann, der Frank Falke an der Seitenlinie vertrat. „Unser Matchplan ist voll aufgegangen.“ Mit einer stabilen Abwehr, der gut aufgelegten Torhüterin Michaela Möhring und geduldigem Angriffsspiel gab Calbe die Marschrichtung vor.

Dann kamen aber für die Gastgeber vermaledeite zehn Minuten, die reichten, um das Spiel zu drehen. Calbe gelang gar kein Tor mehr, Schönebeck sechs in Folge und führte plötzlich 20:18. „Da war ein Bruch im Spiel. Wir haben uns Fehlwürfe und technische Fehler geleistet, haben die Linie verloren und Lok hat sich in einen Rausch gespielt“, analysierte Lehmann.

So konnte Lok sogar in doppelter Unterzahl durch Katharina Depta und Lilli Hoffmann zwei Tore erzielen. Und weil Nowicki eben zur Höchstform auflief, gelangen den Gästen immer wieder Kontertore nach langen Abwürfen der Keeperin. Lok spielte nun schnell. Das hatte System. „Wir mussten uns an die langsame Spielart des Gegners gewöhnen“, sagte Lok-Trainer Dirk Schedlo. Und als Schedlo sah, dass Lehmann auf der anderen Seite die Auszeit nahm, um seine Spielerinnen neu einzustellen, wusste er: Calbe ist platt. „Die Würfe wurden unplatziert, da fehlte die Kraft und dann die Konzentration“, sagte Lehmann. Was daran lag, dass die TSG nur zwei Wechseloptionen hatte.

Lok blies zur Attacke. Ganz bewusst. „Wir haben es geschafft, ab der 40. Minute trotz zweimaliger Unterzahl das Tempo zu erhöhen. Dann haben auch die Torhüterin und die Abwehrspielerinnen besser zusammengespielt“, meinte Schedlo. Die breitere Bank der Gäste zahlte sich aus. So gab es nach dem 30:28 im Hinspiel den zweiten Derbysieg für Schönebeck. Der mit einem kräftigen „Uffta“ der mitgereisten Fans gefeiert wurde.

Für die TSG blieb nur Enttäuschung. „Das tut weh, das müssen wir herunterschlucken“, sagte Lehmann. „Ein Unentschieden wäre verdient gewesen. Respekt vor der kämpferischen Leistung.“

Michaela Möhring, Alexandra Baier, Johanna Weber – Klara Lehmann (7), Vanessa Schumann (2), Lee-Ann Neetz, Kristin Sroka (4/3), Mandy Wenzel (2), Michelle Feilhaber (2), Angelina Dähms, Antje Schreiber (3), Lisa Heinrich

Siebenmeter: Calbe 3/3 – Lok 6/2
Zeitstrafen: Calbe 5 – Lok 6

Rot (3×2 Minuten): Luisa Bertelmann (SG Lok, 60.)

Text: Enrico Joo und Kevin Sager (Volksstimme vom 11. Dezember 2017)

Dieser Artikel wurde am 12.Dezember 2017 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.


verwandte Artikel