Die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballerinnen der TSG Calbe beendeten die Saison auf Platz 7 und damit nach dem Fast-Abstieg im Jahr zuvor solide im Mittelfeld. Beim Blick zurück ist das Team zufrieden, weiß aber auch, dass etwas mehr drin gewesen wäre.

Als „Achterbahnfahrt“ bezeichnete Junior-Kapitänin Michelle Feilhaber die abgelaufene Saison der Handballerinnen der TSG Calbe und trifft die Gefühlslage damit wohl auf den Punkt. „Während wir an einem Wochenende ein Top-Spiel ablieferten, sah es oft eine Woche später wieder ganz anders aus. Uns fehlte die nötige Konstanz.“ Genau das ist es, was den Rückblick schwierig macht, denn oft lagen nur Wimpernschläge zwischen Überraschung und der großen Enttäuschung. Am Ende hielt sich alles irgendwie die Waage: 20:20 Punkte und ein Torverhältnis von +3 reichten für einen ordentlichen Mittelfeldplatz.

Nach dem Trainingslager in Schierke, das vor allem für die Teambildung ein wesentlicher Baustein war, schwang sich der Zug zunächst nach oben, wie sich Kristin Sroka erinnerte: „Der Sieg in Schönebeck war ein super Start“, führte sie das sehenswerte 24:20 gegen den Dauerrivalen an, „dann kam aber die Niederlage in Niederndodeleben.“ Mit 25:33 fiel die deutlich zu hoch aus und stürzte das Team in die erste Talfahrt. Erst sechs Wochen später folgte wieder ein Sieg.

Zum tatsächlichen Achterbahn-Gegner geriet dann aber der SV Oebisfelde 1895. „Das Pokalaus kam diesmal sehr schnell“, bedauerte Sroka nach der Niederlage in der erste Runde. Allerdings erkannte sie auch, „uns haben wichtige Spieler gefehlt und dafür haben wir uns eigentlich gut verkauft.“ Kurze Zeit später trafen sich beide Teams dann in der Liga wieder. „Das Spiel war eines meiner persönlichen Highlights,“ hat es Feilhaber in besonders guter Erinnerung, „nachdem wir uns zuvor geschlagen geben mussten, schafften wir es eine Woche später, das Spiel für uns zu drehen.“ So fuhr der Achterbahnzug kurz vor Weihnachten steil bergauf, stürzte aber nur drei Wochen später – im Rückspiel gegen Oebisfelde – ebenso rapide bergab (27:34).

Immer wieder waren es dabei nur Prozente, die am Sieg und oft auch der Überraschung gefehlt haben. Zum Beispiel im Rückspiel gegen den Spitzenreiter Gräfenhainichen, als es der TSG in fremder Halle bis kurz vor Schluss gelang, den verdienten Landesmeister ich Schach zu halten. Das passende Rezept fasste Feilhaber in Worte: „Wir sind dort als eine Mannschaft aufgetreten und haben füreinander gekämpft.“

Tatsächlich spielte die Mannschaftssituation in fast allen Spielen und auch im Resümee die entscheidende Rolle, ist sie doch in Calbe durchaus besonders. „Die Mischung aus erfahrenen und jüngeren Spielerinnen hat gepasst“, urteilte Co-Trainer Gunnar Lehmann und auch Coach Ronald Kampe lobte das Zusammenspiel zwischen den Routiniers und der neuen Generation, die sich mit Trainingsfleiß und großer Lernbereitschaft der Aufgabe gestellt hat. „Jule und Shelly haben eine gute Saison gespielt“ erkannte Kampe an und erwähnte auch Klara Lehmann, die zwar tormäßig nicht so deutlich in Erscheinung trat, aber einen guten Weg in die Mannschaft genommen hat. Als Jüngste hatte Inga Thomas, die in Rostock studiert, zudem den weitesten Weg. Doch trotz der schwierigen Trainingssituation und dadurch weniger Spielanteilen hielt sie die Fühlung zur Mannschaft. Getragen wurde das Team auf der anderen Seite von seinen erfahrenen Kräften, die mit der Rückkehr von Rechtsaußen Melanie Thiele und der starken Kreisläuferin Christiane Wilke sogar noch Zuwachs bekamen. „Ich fand es super, dass Stefanie Hüls nach sehr langer Krankheitspause wieder zurück gefunden hat“, freute sich Kristin Sroka, mit 78 Treffern übrigens zweitbeste Schützin ihres Teams. „Wichtig war zudem, dass wir uns wieder auf die Abwehrarbeit von Mandy Wenzel und auf Antje Schreiber, die sich als absolute Allrounderin erwiesen hat, verlassen konnten“, ergänzte der Trainer. Mit Sophia Rust und Elisa Mennecke standen zudem zwei athletisch sehr starke Spielerinnen im Kader, die ihre Stärken in so manch kniffliger Situation auszuspielen wussten. Einen kleinen Dank fügte er zudem in Richtung der A-Jugendlichen Lisa Heinrich und Ulrike Neumann hinzu, die in der abgelaufenen Saison ihre ersten Erfahrungen im Erwachsenenhandball machen durften und dabei gute Anlagen zeigten.

Trotz des offenbar guten Miteinanders, war die Trainingsbeteiligung am Ende wohl der ausschlaggebende Faktor bei so manch knapper Geschichte. „Personalmangel beim Training wirkte sich in den Spielen aus, indem uns in den wichtigsten Minuten die nötige Konzentration und Kraft fehlte“, analysierte Feilhaber. Dieses Manko blieb auch den Fans auf der Tribüne nicht verborgen, die trotz starker Leistungen und ganz viel Kampfgeist eine ganze Reihe unglücklich knapper Niederlagen erleben mussten. „Dazu kommt, dass wir 80 Prozent der Einheiten ohne Torhüter trainiert haben“, ergänzte Kampe, ohne es als Vorwurf zu meinen. Dennoch gab es Spiele, zum Beispiel gegen TuS 1860 Magdeburg-Neustadt und auch die HG 85 Köthen, bei denen das Zusammenwirken zwischen Abwehr und Keeperinnen einfach nicht gestimmt hat – als Resultat der Situation.

Nach einem Resümee gefragt, waren die meisten im Team hin- und hergerissen. „Am Anfang hätte ich schon ein bisschen mehr erhofft bei den ganzen Zugängen“, formulierte Sroka, „am Ende haben wir aber den sicheren Mittelfeldplatz.“ Für Lehmann war es vor allem die fehlende Konstanz auf der Achterbahnfahrt, die das Ziel, unter die ersten fünf zu kommen, vereitelte. Für den Abteilungsleiter wurde jedoch ein ganz anderer Wunsch erfüllt: „Wir haben alle vier Derbys gegen Salzland und Schönebeck gewonnen“, freute er sich. Auch seine Linksaußen berichtete von ihren Derby-Erinnerungen: „Ein echtes Highlight war das Rückspiel gegen Schönebeck in der Hegerhalle. Mit einem großem Publikum und einer geilen Stimmung holten wir uns auch den zweiten Sieg.“ Und dann war da noch der letzte große Auftritt: „Schließlich endete die Saison für uns mit einem Torfestival gegen Aufsteiger Coswig. Meiner Meinung nach ein Spiel, was längst überfällig war. Wir spielten völlig frei auf,“ resümierte die 67-fache Torschützin und stellte die Frage, die an diesem Tag wohl alle in der Sporthalle bewegte, „warum nicht schon eher?“ 

Eine Antwort darauf wird die neue Saison bringen, auf die sich das Team ab Ende Juli vorbereiten wird. „Ich hoffe einfach, dass wir die kleinen Patzer, wegen denen wir Spiele so knapp verloren haben, abstellen können“, wagt Sroka den Blick voraus. Denn das Team, so viel steht fest, hat noch einiges vor und möchte sich im nächsten Jahr noch mehr Punkte holen. „Für diese Saison können wir aber insgesamt erstmal zufrieden sein“, schließt Kampe die Saison ab. (ttr)

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