11. August 2016

Viermal jung, lernwillig und in Calbe verwurzelt

Handball, Sachsen- Anhalt- Liga   Die TSG arbeitet nachhaltig und setzt auf Eigengewächse/ Vier Aufrücker aus dem Jugendkader für Trainer Wiese

Von Anne Hofmann Calbe • Da soll noch einmal jemand sagen, die heutige Ge­neration sei im Selfiewahn. Vielleicht machte aber auch die Tatsache, dass nicht sie über das Wann des Kamerablitzes entscheiden konnten, den Unterschied. Drei der vier Neuzugänge der TSG Calbe sind jedenfalls eher fotoscheu. Aber zugegeben, so zwischen gestandenen und oberligaerfahrenen Handballern steht wohl niemand gern ganz allein im Mittelpunkt.

Dabei kennen sich Florian Lück, Marius Schwarz und Christoph Borzucki in Calbe aus und fühlen sich wohl. Die „Neuen“ beim Sachsen- Anhalt- Ligisten sind nämlich gar nicht so neu. Die TSG setzt auf den eigenen Nachwuchs, statt sich mit auswärtigen Spielern zu verstärken, die sich womöglich nicht zu 120 Prozent mit dem Verein identifizieren. Und es ist ja auch nicht so schlecht, auf die Jugend zu setzen, die die Strukturen im Verein ja auch schon kennt und zu schätzen weiß.

Drei der vier Aufrücker in den Männerkader (v.l.): Christoph Borzucki, Marius Schwarz und Florian Lück. Am Dienstagabend nicht dabei war Steve llgenstein.Foto: Anne Hofmann

Drei der vier Aufrücker in den Männerkader (v.l.): Christoph Borzucki, Marius Schwarz und Florian Lück. Am Dienstagabend nicht dabei war Steve llgenstein. Foto: Anne Hofmann

Nun sind es zur Spielzeit 2016/17 also vier Aufrücker, die im Mannerbereich Fuß fassen wollen. Neben den drei genannten Jungspunden kommt auch noch Steve Ilgenstein dazu.

Steve Ilgenstein

Steve Ilgenstein

Auch er zählt zu den „jungen Wilden“. In den vergangenen Wochen haben die vier Jungs schon einmal einen klaren Unterschied im Vergleich zur Jugend gemacht wie Marius ausführt: „Es geht harter zur Sache. Das Spiel ist körperbetonter und auch die Trainingsintensität ist höher. Da gibt es kein Fußball spielen mehr zur Erwärmung“, so der 19-Jährige mit einem Schmunzeln. „Aber wir haben auch schon im vergangenen Jahr bei den Männern ausgeholfen“, ergänzt Florian. Ganz neu ist der Männerbereich für die Jungs also nicht.

Auf eine Verletztenmisere wie in der Vorsaison und den übermäßigen Gebrauch der A-Jugendspieler würde Neu- Coach Andreas Wiese aber gern verzichten. Auch wenn die erste und zweite Mannschaft miteinander trainieren, damit auch das ein oder andere Spielchen dabei sein kann und auch die Männer aus der Reserve problemlos die Spielweise der ersten Mannschaft adaptieren können, hofft der Coach darauf, dass er von Personalengpässen verschont bleibt.

Doch auch ohne den Mangel an Akteuren auf der Auswechselbank muss Wiese seinem Team erst einmal zeigen, was er von ihnen verlangt. Immerhin gehört auch er zu den „Neuen“, auch wenn er in Calbe kein Unbekannter ist. „Ich habe schon in der Jugend unter ihm trainiert“, so Florian. Der Kreisspieler, der morgen seinen 18. Geburtstag feiert, weiß Wiese zu schätzen: „Er ist selbst noch jung, kann aktiv mitwirken und hat gerade für uns junge Spieler ein sehr gutes Verständnis.“ Die anderen nicken.

Und was hält Wiese von sei­nen Nachrückern? „Ich kann nicht von ihnen erwarten, dass sie zu Leistungsträgern werden, das müssen die Alteingesessenen sein. Für mich ist wichtig, dass sie dennoch ihre Spielzeiten bekommen und sie wissen, dass sie auch Fehler machen dürfen. Aber das Potenzial ist bei ihnen definitiv gegeben. In erster Linie gilt es aber, Spaß zu haben und Erfolgserlebnisse zu generieren.“

Die Jungspunde werden also nicht gleich verbraten, sondern langsam aufgebaut und sollen den Stammspielern auf ihren Positionen auch einmal eine kleine Verschnaufpause gönnen – etwas, das in der vergangenen Saison zu selten der Fall war. Aber welche Ziele haben die drei „Neuzugänge“ eigentlich mit den Männern? „Ich möchte vor allem viel lernen und mich verbessern. Mit dem Team würde ich aber schon gern unter die ersten Fünf in der Liga“, so Christoph. Der 19-jährige Rechtsaußen kann auch auf der rechten Rückraumposition eingesetzt werden. Ebenfalls ein Flitzer für die rechte Außenbahn ist der 19-jährige

Marius. Klein und wendig hofft er auf „möglichst viele Einsatzzeiten“ und möchte natürlich auch „der Mannschaft helfen.“

Auch wenn er am Dienstagabend nicht in der Hegerhalle zugegen war, dürfte es auch für den Vierten im Bunde, Steve, darauf ankommen, „erst einmal richtig im Männerbereich anzukommen“, wie es Mitstreiter Florian formuliert. Nach den Einsatzmöglichkeiten des vierten Neuzugangs gefragt, antwortet Wiese: „Rückraummitte, rechts, links, eigentlich kann er überall eingesetzt werden. Jeder muss überall spielen können.“

Die TSG Calbe befindet sich nach dem Oberliga-Abstieg und dem kleinen Umbruch erst in einer Findungsphase, aus der auch der Coach nicht ausgeschlossen ist. „Auch auf mich kommt natürlich viel Neues zu. Aber ich bin immer offen für Hinweise.“ Dennoch verfolgt Wiese seinen eigenen Spielstil. Bis man seine Handschrift aber wirklich in Calbe erkennt, wird es noch etwas dauern. Denn genau wie die „jungen Wilden“ braucht auch die TSG unter Wiese vor allem eines: Zeit. „Es müssen sich erst gewisse Automatismen bilden. Das ist nichts, was man im ersten Spiel sieht. Die Fortschritte werden vielleicht erst zur Rückrunde erkennbar.“ Auch wenn weder die „Neuzugänge“ noch Wiese die Sachsen-Anhalt-Liga kennen, „wenn alle fit sind, haben wir einen guten Kader, können variabel spielen. Ein Platz im oberen Tabellendrittel sollte schon drin sein.“

TSG-Coach Andreas Wiese über die Arbeit mit dem eigenen Nachwuchs.

„Ich arbeite gern mit jungen Spielern, die ich noch entwickeln kann. Ich möchte keine Mannschaft, die schon .fertig‘ ist.“

 

Quelle: Volksstimme vom 11.08.2016

Dieser Artikel wurde am 11.August 2016 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt. (aktualisiert: 11.August 2016)


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