7. Juni 2012

Stärke im Teamgeist, Schwäche im Abschluss – Saisonrückblick der 1. Frauen

So richtig glücklich lief sie nicht, die zweite Saison der TSG-Damen in der Mitteldeutschen Oberliga. Eine der besten Abwehrreihen der Liga nützte am Ende nichts und die TSG rutschte aus dem gesicherten Mittelfeld auf den Abstiegsplatz 10 ab.

Rückraumspielerin Christin Bily fasst es zusammen: „Prinzipiell behalte ich in dieser Saison das Bibbern um den Abstieg in Erinnerung.“ Wie ein Strick legte sich die Angst um den Ligaverbleib in der zweiten Saisonhälfte um den Hals jeder einzelnen Spielerin, raubte ihr ein paar Prozente Leistung, die am Ende zum Erfolg gefehlt haben. „Die vielen knappen Niederlagen waren ärgerlich“, resümiert Melanie Sauer und erinnert an die Heimspiele gegen Chemnitz oder den HC Salzland, „wir haben gute Spiele gemacht, die dann doch knapp verloren gingen.“ Das Szenario, das sie beschreibt, wiederholte sich dutzende Male, weiß auch Aufbauspielerin Stefanie Hüls: „Wir haben bis kurz vor Schluss mitgehalten, teilweise sogar geführt.“

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Melanie Sauer erkämpft sich eine gute Wurfposition auf Rechtsaußen | Foto: Volksstimme Schönebeck

Es waren diese Niederlagen, die die Mannschaftsseele am Ende unheimlich verletzt haben. „Am meisten zu knabbern hatte ich mit den Niederlagen zu Hause gegen Chemnitz, in Gera und das Unentschieden gegen Haldensleben“, benennt Christin Bily Scheidewege einer Saison, die am Ende immer weiter aus dem Ruder zu laufen drohte. Der Rücktritt von Trainer Frank Falke, sowie die langwierigen Verletzungen von Melanie Sauer und Torhüterin Susanne Bartl rissen Löcher in das Mannschaftsgefüge. „Das waren Momente, die das Team vor neue Aufgaben gestellt hat, aber insgesamt gut lösen konnte“, so Bily weiter.

Es ist wohl nur dem Teamgeist zu verdanken, dass am Ende doch eine gewisse Versöhnungsstimmung in der Hegersporthalle zu herrschen scheint. „Die Stärke der Mannschaft ist der Zusammenhalt. Mit Sicherheit gab es viele Momente, in denen es nicht gerade einfach war, aber wir haben den Kopf oben gelassen, uns angefasst und uns war klar, egal wie das alles hier ausgeht, wir sind eine klasse Mannschaft, die zusammen steht“, beschreibt Abwehrspezialistin Mandy Wenzel.

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Franziska Sprotte im Heimspiel gegen den BSV 93 Magdeburg | Foto: Volksstimme Schönebeck

Das Problem dabei: Zusammenhalt allein reicht nicht zum Gewinnen. „Ja, das Team steht als Mannschaft da, aber uns fehlte der nötige Egoismus in dem Sinne, dass jede Spielerin den letzten Schritt auch geht und Verantwortung übernimmt. An diesem Punkt haben wir uns im vergangenen Jahr nicht weiter entwickelt“, spricht Co-Trainer Lutz Dohmke den Knackpunkt an, denn die schwache Angriffsleistung brach den Saalestädterinnen Woche um Woche das Genick. Das sehen auch die Spielerinnen so, stellvertretend Franziska Sprotte: „Meist steht die Abwehr hinten mit Kathrin zusammen echt gut und man sagt ja auch, dass man in der Abwehr die Spiele gewinnt, dazu müssen wir aber vorne einfach mehr Bälle im Tor unterbringen, Chancen haben wir dazu ja auch.“

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Stefanie Hüls in einer Wurfaktion | Foto: Volksstimme Schönebeck

Spielerisch hatten sich die TSG-Damen sicherlich nichts vorzuwerfen und gingen gut vorbereitet in die einzelnen Begegnungen. Dohmke bestätigt: „Wir haben aus einer stabilen Abwehr heraus ein gutes Positionsspiel gemacht. Das lief von der Sache her gut, wie wir gegen Rödertal oder Marienberg gezeigt haben.“ Aus Spielersicht ergänzt Hüls: „Das, was wir abrufen können, haben wir getan, haben den Gegner ja auch ausgespielt und uns gute Chancen erarbeitet.“ Warum es aber dann an den letzten Hundertsteln gefehlt hat, darauf weiß keiner so wirklich eine Antwort.

Sicherlich prägte der Abstiegskampf die Sicht auf die Saison, es gab jedoch auch entliche Glanzpunkte. Bily: „Das kampfgeistgeprägte Spiel in Zwickau und zu Hause gegen Union Halle-Neustadt. Das waren vier wichtige Punkte, die nicht einfach zu holen waren. Auch die beiden fast ungefährdeten Siege gegen den BSV Magdeburg machen uns stolz, und das obwohl der BSV in der Tabelle deutlich über uns steht. Das sollte uns zu denken geben.“ Kreisläuferin Sprotte blieben der Auswärtssieg in Niederndodeleben und ebenfalls das Spiel in Westsachsen in Erinnerung: „Gerade in Zwickau, als Bily kurz vor Schluss von Rechtsaußen das Ding reingemacht hat und wir es in Unterzahl geschafft haben, einen Wurf von Außen zu provozieren, den Kathrin gehalten hat, da war die Freude schon groß.“

Sicherlich gehört Torfrau Kathrin Gutsch zu den herausragenden TSG-Spielerinnen der abgelaufenen Saison. Ihr Zusammenspiel mit der Abwehr ließ in den meisten Spielen kaum Wünsche offen und in ganz entscheidenden Phasen war sie es, die ihr Team im Spiel behielt. Frustrierend nur, dass die Sicherheit in der Abwehr dann nicht mit nach vorn genommen wurde, einfache Technik-Regelfehler oder halbherzige Würfe den Kopf immer weiter sinken ließ.

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Die viertbeste Abwehr der Saison 2011/2012 | Foto: Volksstimme Schönebeck

„Erhofft haben wir uns natürlich viel mehr und hatten unsere Ziele höher gesteckt“, blickt der Co-Trainer auf ein hartes Dreivierteljahr zurück. „Insgesamt muss man sagen, dass mit einem bisschen Glück und Konzentration ein paar Punkte mehr drin gewesen wären“, ist sich Sprotte sicher. Doch alles Wundenlecken hilft ohnehin nichts mehr. „Wir müssen das jetzt abhaken und setzen alles daran, in der nächsten Saison nicht wieder bis zum Ende zittern zu müssen“, schließt Hüls. Die Motivation dazu ist definitiv da und die Mannschaft ist sich sicher, im vergangenen Jahr weiter zusammen gewachsen zu sein. „Wir musste noch mehr Erfahrungen sammeln als in der Saison davor“, erklärt Wenzel, während Bily Selbstkritik übt: „Drei Auswärtssiege sind viel zu wenig. Für Auswärtsspiele sind wir vom Kopf her nicht richtig eingestellt. Wir warten immer, was in der fremden Halle mit uns passiert, statt gleich anzugreifen und zu zeigen, dass wir gewinnen wollen.“

Calbe plant mit dem neuen Trainer Frank Mühlner für die dritte Saison in der vierten Liga. Die Erwartungen an das TSG-Aushängeschild sind groß und die Damen werden ab September beweisen müssen, dass sie diesem Druck gewachsen sind. Die Mannschaft ist in sich gewachsen, so dass ein Mittelfeldplatz nicht unrealistisch erscheint, zumal der Rucksack voller Niederlagen nun abgelegt ist. (ttr)

Dieser Artikel wurde am 07.Juni 2012 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Aktuell, Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 17.September 2012)


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