Ein lautes Adé zur Sachsen-Anhalt-Liga
Quelle: Volksstimme
 Am liebsten hätten sie gar nicht aufgehört zu singen und mit ihren Fans zu feiern, die Handballer der TSG Calbe. Sie bejubelten zum einen den 31:23 (15:10)-Sieg über die SG Eintracht Glinde im letzten Saisonspiel, vielmehr aber den Titel in der Sachsen-Anhalt-Liga.
Calbe l Ob mit „Scha la la la…“ oder „Humpa humpa täterää…“ – das gesamte Repertoire wurde ausgepackt, um mit den Zuschauern gemeinsam den großen Erfolg lautstark zu genießen. Nachdem die Saalestädter im vergangenen Jahr so knapp (nur aufgrund der weniger erzielten Auswärtstore im direkten Vergleich) am HSV Naumburg-Stößen gescheitert waren, durften sie nun endlich den Pokal in den Calbenser Himmel recken. Am schönsten hat es wohl Abteilungsleiter Gunnar Lehmann ausgedrückt: „Im vergangenen Jahr waren wir die Meister der Herzen, nun haben wir den Titel gewonnen.“
Vielleicht war es Ironie des Schicksals, dass die letzte Begegnung 2012/13 gegen die Eintracht ausgetragen wurde. Zehn Jahre nachdem Glinde die letzte Meisterschaft in den Altkreis Schönebeck geholt hatte (mit einem 32:23-Sieg über Zerbst am 5. April 2003), feierte die TSG den Titel in Sachsen-Anhalts höchster Klasse und den Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga, während der Gegner eher leise „adé“ sagte und den Gang in die Verbandsliga antreten muss. Die Sachsen-Anhalt-Liga ist jedenfalls für beide zumindest eine Saison lang Geschichte.
Gunnar Lehmann wird wohl bleibende Erinnerungen an diesen Samstagabend haben, zumindest eine Zeitlang. Er, das verriet Keeper Stefan Wiederhold am Mikrofon, war vor sechs Spieltagen in der Kabine der TSG und sagte, er wolle alles tun für diesen Titel, sogar sich die Haare blau-weiß färben lassen. Gesagt, getan. Auf einem Stuhl in der Mitte der Heger-Sporthalle wurde der Kopf mit Farbe besprüht, zudem gab es eine „Sieges-Zigarre“.
Die Partie an sich hatte für beide Protagonisten nur statistischen Wert. Der Abstieg der Eintracht stand ebenso bereits fest wie der Titel für die TSG, weshalb die Gastgeber sicherlich nicht mit der höchstmöglichen Konzentration in die Partie gegangenen waren, die Gäste sich aber so gut wie möglich verkaufen wollten, um nicht unter die Räder zu kommen.
Zunächst war die Begegnung ausgeglichen. Zum einen, weil Glindes Keeper Ralf Borchardt neun Würfe in Hälfte eins hielt, zum anderen, weil Calbe neun Ballverluste und Fehlpässe produzierte. Da aber die Eintracht 15 Bälle verlor und Calbe dieses mit einfachen Treffern nach Kontern nutzte, enteilte der Gastgeber vom 10:9 zum 15:10 zur Pause.
Auch nach dem Wechsel spurtete die TSG weiter. Durch einen Unterhandwurf von Ron Barby, einen Rückraumtreffer von René Hulha sowie ein Kontertor von Niclas Kaiser nach langem Pass von Martin Sowa führte das Team entscheidend mit 18:10. „Ich hatte mir erhofft, dass es kein enges Ergebnis wird“, sagte Trainer René Linkohr, der mit Wohlwollen über die Fehler hinwegsah. „Für ein letztes Spiel, vor dem schon alles entschieden war, war das recht ordentlich.“
Sebatian Roost ist für die „Zauberwürfe“ zuständig
Und mit so einem Vorsprung durfte dann auch mal gezaubert werden. Dafür zuständig: Sebastian Roost. Nachdem er unter anderem mit einem Kempa von Linksaußen an Borchardt gescheitert war, traf er erst mit einem Heber und dann im Konter mit einem Trickwurf aus dem Laufen heraus zum 25:14. Und als auch noch Andreas Doll seinen dritten Versuch zum 28:17 (53.) endlich im Kasten untergebracht und er zudem den 30. Treffer (30:22, 58.) erzielt hatte, stand die Tribüne Kopf. Die TSG bleibt seit 2011 in eigener Halle weiter unbezwungen.
„Für Calbe ist es ein Erfolg, der so noch nicht da war“, erklärte Linkohr, der mit seinen Schützlingen nun die Mitteldeutsche Oberliga in Angriff nehmen wird. Ziel: Klassenerhalt. „Die Mannschaft hat sich geschlossen für diesen Schritt entschieden.“ Nach 14 Tagen Ruhepause sollen ab dem 28. Mai die Grundlagen dafür gelegt werden, nach einer weiteren kleineren Pause geht es dann ab Juli in die konkrete Vorbereitung. Doch jetzt heißt es für alle erstmal: genießen und zur Ruhe kommen.
TSG Calbe: Wiederhold, Bertram – Walter, Barby (4), Krause (1), Doll (3), Hulha (5/1), Roost (2), Kaiser (3), N. Rätzel, Weiß (1), Sowa (4/2), Kralik (3/1), Hübner (5)
Eintracht Glinde: Borchardt – Timplan (3), Bauer (2), Max Kreyenberg (2), Martin Kreyenberg (1), Michael Kreyenberg (10/3), Gieraths (4), Kowaczeck, Recker (1)
Siebenmeter: Calbe 4/4 – Glinde 4/3; Zeitstrafen: Calbe 1 – Glinde 4
Dieser Artikel wurde am 13.Mai 2013 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell, Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 14.Mai 2013)