3. Juni 2013

„Ein Beweis der stetigen Entwicklung“

Quelle: Volksstimme 01.Juni 2013

Nach dem knapp verpassten Titel im vergangenen Jahr hat die TSG Calbe eine genauso konstante Saison absolviert und sich in dieser Saison die Meisterschaft in der Sachsen-Anhalt-Liga gesichert – kein zufälliger Erfolg. Morgen werden die Handballer im Rahmen des Rolandfestes auf dem Balkon des Rathauses geehrt. Sportredakteur Frank Nahrstedt sprach mit Trainer René Linkohr über Leistungsträger und Chancen in der Mitteldeutschen Oberliga.

 

Volksstimme: Herr Linkohr, was hat die TSG in den vergangenen beiden Spielzeiten so stark gemacht?

René Linkohr: In beiden Jahren hat die akribische und schweißtreibende Vorbereitung den Grundstein für die Physis gelegt. Unsere Fitness können nur wenige Mannschaften in der Liga nachweisen. Zudem ist die Mannschaft seit Jahren eingespielt, tritt teilweise schon seit der Jugend, in der andere Trainer den Grundstein gelegt haben, gemeinsam an. Wir haben ein Durchschnittsalter von 23 Jahren, es ist noch Luft nach oben, es kann noch Einiges herausgeholt werden. Außerdem ist der Zusammenhalt in der Mannschaft groß, sie hat sich seit Jahren zusammengeschweißt. Ausschlaggebend für den Erfolg am Ende war sicher unser Start mit 14:0-Punkten. Der hat auch die unnötige Niederlage in Staßfurt vergessen lassen.

Der achte Mann auf dem Feld: Die Fans der TSG unterstützen jedes Heimspiel lautstark und feierten den Meistertitel.

Der achte Mann auf dem Feld: Die Fans der TSG unterstützen jedes Heimspiel lautstark und feierten den Meistertitel. | Foto: Frank Nahrstedt

 

Volksstimme: Die TSG hat die stärkste Abwehr der Liga gestellt. Gehört eine gute Defensive zu Ihrer Philosophie?

Linkohr: Ja, definitiv. Entscheidend dabei ist, dass man nach Ballgewinnen über Tempogegenstöße einfache Tore erzielen kann. Im vergangenen Jahr waren wir in der Offensive noch auf Platz sechs, dieses Jahr haben wir es auf Rang zwei geschafft. Beide Saisons ähneln sich sehr, was die Torstatistik betrifft (754:572 Tore 2011/12, 774:590 Tore 2012/13, d. Red.). Das spricht für unsere konstant guten Leistungen.

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Rene Hulha im Zusammenspiel mit Martin Sowa

Volksstimme: Es war lange ein Dreikampf um den Titel zwischen der TSG, Dessau-Roßlau II und dem BSV 93 Magdeburg. Haben Sie immer an den Triumph geglaubt?

Linkohr: Ausschlaggebend waren die Spieltage im Januar, als wir mehrfach nur sieben, acht Spieler waren. Nachdem wir diese erfolgreich überstanden hatten, habe ich daran geglaubt. Höhepunkt war sicherlich das Wochenende, als wir am Freitag gegen den SV Langenweddingen mit 25:24 und am Sonnabend gegen Wittenberg mit 26:24 gewonnen hatten. Das Highlight hat uns nach vorn getrieben.

 

Volksstimme: Uwe Illig, Trainer des HV Staßfurt II, hat gesagt, René Hulha sei der beste Spieler der Liga. Hat er den Unterschied ausgemacht?

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Linkohr: René gehört auf jeden Fall zu den besten Spielern der Liga. Der Unterschied war aber ein anderer. Entscheidend waren die Spieltage im Januar. Nachdem die Verletzten wieder zurückgekehrt waren, haben wir die Spiele dominiert. Nachdem wir mit 27:19 in Landsberg, 31:22 in Dessau und mit 31:21 gegen den BSV gewonnen hatten, wurde klar: Das ist unsere Saison.

 

Volksstimme: Haben sich einzelne Spieler besonders hervorgetan oder haben den Durchbruch geschafft?

Linkohr: Die gesamte Mannschaft mit ihrem starken Zusammenhalt hat sich hervorgetan. Martin Sowa (142 Tore), René Hulha (137 Tore), Christian Hübner (136 Tore) oder Felix Kralik (97 Tore) haben vor allem im Angriff Akzente gesetzt. Ein Beweis, dass wir einen Schritt nach vorn gegangen sind, ist auf jeden Fall die konstante Leistung. Trotz der vielen Verletzten hatten wir nicht abgebaut, was der Platzierung einen höheren Wert gibt als im vergangenen Jahr.

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Christian Hübner gehörte zu den Stützen in der Offensive, war mit 136 Treffern der drittbeste Werfer der TSG Calbe. Zudem arbeitete er viel in der Abwehr.

 

Volksstimme: Haben sich die Neuzugänge gut eingefügt?

Linkohr: Maximilian Weiß und Niclas Kaiser haben sich sehr gut integriert, obwohl sie erst 17 Jahre alt sind. Christopher Pflug konnte nicht überzeugen, wir haben die Zusammenarbeit beendet. Er hat die Mannschaft nach der Saison verlassen.

 

Volksstimme: Sind Sie eher ein ruhiger Analytiker oder ein Schleifer?

Linkohr: Sowohl als auch. In der Vorbereitung bin ich eher ein Schleifer. Aber ich bin sehr zufrieden, es ziehen alle mit.

 

Volksstimme: Mit welchen Zielen haben Sie die TSG vor drei Jahren übernommen?

Linkohr: Ziel war, das Team in drei Jahren in die Mitteldeutsche Oberliga zu führen. Dank der Unterstützung von Peter Weiß sowie dem gesamten Verein ist das auch gelungen. Ich habe die Disziplin verändert, an der Kondition gearbeitet, aber auch die spielerischen Elemente ausgebaut und vielfältiger gestaltet. Die Rückkehr von Stefan Wiederhold, Martin Sowa und Ronny Krause hat ebenfalls einen Schub gegeben.

 

Volksstimme: Nun tritt das Team in der Mitteldeutschen Oberliga an. Hat es die Qualität, dort zu bestehen?

Linkohr: Die Qualität für den Klassenerhalt ist auf jeden Fall da. Es wird allerdings vom ersten Spiel an um nichts anderes gehen als den Ligaverbleib, die ersten Gegner heißen Ziegelheim und Hoyerswerda, also wahrscheinlich direkte Konkurrenten. Die Hinrunde wird sicherlich extrem schwer für uns. Ich hoffe, dass wir zuhause mit den Fans im Rücken einige Siege einfahren können.

 

Volksstimme: Wird es im Kader Veränderungen geben?

Linkohr: Ja, aber die sind noch nicht spruchreif.

 

Volksstimme: Wann beginnt die Vorbereitung?

Linkohr: Wir haben uns zunächst zwei Wochen lang erholt. Seit dem 28. Mai arbeiten wir für drei Wochen mit Läufen an der Ausdauer, zudem an der Handball-Spezifik und an der Kraftausdauer. Dann folgt eine weitere Pause, bevor wir ab dem 4. Juli starten.

 

Volksstimme: Wo sehen Sie die TSG in zwei, drei Jahren?

Linkohr: Wenn wir unser Ziel erreichen und den Klassenerhalt realisieren, dann werden wir in drei Jahren immer noch in der Mitteldeutschen Oberliga antreten. Wir können positiv nach vorn schauen. Calbe hat eine Nachwuchs-Struktur, die gewährleistet, dass in jeder Jugendmannschaft mindestens zwei Spieler den Anschluss an die Erste realisieren können. Ich bin mir sicher, dass uns die kommende Saison guttun wird. Ich freue mich auf die Spiele und natürlich auf die Fans.

Dieser Artikel wurde am 03.Juni 2013 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt. (aktualisiert: 03.Juni 2013)


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