Doppelveranstaltung sorgt für Strapazen
Vereinsleben: Feldhandball und Fußball wurden in den 1950- Jahren in Calbe unmittelbar nacheinander gespielt
 Volksstimme vom 10.05.2021
In den 1950er-Jahren war der Sportplatz im HegerÂstadion in Calbe einer Dauerbelastung ausgeÂsetzt. Denn nicht nur die Feldhandballer, sondern auch die Fußballer nutzÂten den Platz.
 Calbe (rhä/kag) • Im Jahr 1907 gründete sich bereits die erste Fußball-Mannschaft in Calbe. 1922 folgten die Handballer. Der Aufschwung im Calbenser Feldhandball, eine der beliebÂtesten Sportarten zu dieser Zeit in Deutschland, hielt nach der Gründung stetig an. Die erste Mannschaft des Turn-Vereins von 1861 Calbe/Saale wurde in den Jahren nach 1934 im FeldÂhandball mehrmals StaffelsieÂger in der 1. MagdeburÂger Kreisklasse. Ähnlich sah es bei den Kickern aus der Saalestadt aus. Immer mehr wollten dem runden Leder nachjagen. Einen großen Strich durch sämtliche Aufschwünge zog dann der Zweite WeltÂkrieg, so dass sämtliche SportÂarten für einige Jahre eingeÂfroren wurden.
Nach Kriegsende startet der Neubeginn
Erst nach 1945 änderte sich die Ausgangslage wieder. Nach Beendigung dieser für den Sport schwierigen Kriegszeit wurde durch die Gründung der Sportgemeinschaft Calbe/Saale mit der Sparte Handball unter der Regie der Freien Deutschen Jugend ein NeubeÂginn eingeleitet. 1948 stieg die erste Mannschaft in die LanÂdesliga auf. Im Jahre 1951 wurÂde aufgrund der politischen Neustrukturierung und der anÂhaltenden Sportbewegung die „BSG Stahl Calbe“ neugegrünÂdet. Diese Entwicklung hing vorrangig mit der Ansiedlung der Industrie im Raum Calbe, vor allem mit dem Bau des NieÂderschachtofenwerkes, zuÂsammen.
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Zwei Sportarten, aber nur ein Feld. Das bedeutete: zahlÂreiche Strapazen für den Platz, aber auch viel Arbeit für den Platzwart des Hegerstadions. „Es war früher durchaus übÂlich, dass auf DoppelveranstalÂtungen Fußball- und HandÂballbegegnungen unmittelbar hintereinander durchgeführt wurden“, erinnert sich zum Beispiel Reinhard Hädecke aus Calbe zurück. „Durch die gleiÂchen Spielfeldabmessungen und Größen der Tore konnten diese Fußball- und GroßfeldÂhandballspiele auf demselben Sportplatz stattfinden.“
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Erst die Fußballer und dann die Handballer. An diesen TaÂgen bekamen die zahlreichen Zuschauer Sport der SpitzenÂklasse zu sehen, denn die FeldÂhandballer aus Calbe spielten 1950 in der neugegründeten DDR-Oberliga. Daraus entstanÂden natürlich auch zahlreiche Bedingungen, welche erfüllt werden mussten. „Die Spielfeldlinien mussten frisch gekreidet werÂden. Auf Grund der unterschiedlichen Torraum-, Strafraum- und Strafpunktmaße mussten die Entfernungen jeweils mit Zollstock und Bandmaß korrekt vermessen werden, um sie dann mit KreiÂde zu kennzeichnen“, so HädeÂcke, der passend dazu in seiÂnem Archiv einige Fotos entÂdeckte, welche die Prozedur veranschaulichen. Doch nicht nur der PlatzÂwart war an diesen Tagen beÂsonders gefordert. Auch die Schiedsrichter und die Offiziellen des Vereins gaben alles, um schnellstmöglich die ÄnÂderungen durchzuführen.
Feldhandball verschwindet von der Bildfläche
Eine der beiden Sportarten konnte sich auch nach den „goldenen Zeiten“ in der groÂßen Welt des Sportes etablieÂren. Fußball wird noch immer im Hegerstadion in Calbe geÂspielt. Aktuell kickt die MannÂschaft in der Landesklasse, Staffel IV. Beim Feldhandball sieht das ganz anders aus. Kaum jemand kennt die SportÂart noch, obwohl die Vereine teils große Erfolge feierten. So auch die Calbenser. Im Duell gegen Dynamo Halle im Jahr 1954 konnte die erste Männermannschaft der ‚BSG „Stahl“ Calbe erneut den DDR-MeisterÂtitel feiern. Vor über 30.000 ZuÂschauern gewannen die Calbenser mit 11:8.
Den letzten Feldhandball spielte man bis 1967. Dann gab es offiziell keine Punktspiele mehr. Die Zeit des Kleinfeld- und Hallenhandballs begann. Im Rahmen der Festlichkeiten „60 Jahre“ Handball in Calbe wurde 1982 noch einmal GroßÂfeldhandball gespielt. Calbe traf auf erneut auf Dynamo Halle. Großfeldhandballfans aus Calbe trafen sich in der FolÂge dennoch öfters zu Spielen.
Dieser Artikel wurde am 11.Mai 2021 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt. (aktualisiert: 11.Mai 2021)