Aufstieg per Losentscheid
TSG Calbe II kehrt durch die Hintertür in die Verbandsliga zurück / Mitglied der Nordstaffel
Nachdem vor gut einer Woche der letzte AufÂstiegsstrohhalm nicht erÂgriffen werden konnte, hat sich das Blatt für die Handballer der TSG Calbe II nun nochmals gewenÂdet. Der Vizemeister der Bezirksliga West darf nun doch in die Verbandsliga aufsteigen.
Von Michael Jacobs Calbe • „Ich habe so etwas in all meinen Jahren im Verein noch nicht erlebt und bin maßlos enttäuscht. Ich habe immer geglaubt, eine Zusage und EhrÂlichkeit zählen etwas, aber da bin ich wohl auf dem Holzweg oder von gestern.“ Diese AussaÂge stammt von Gunnar LehÂmann, Handball-AbteilungsÂleiter bei der TSG Calbe, und ist ziemlich genau vier Jahre alt.
Im Sommer 2018 musste Lehmann schweren Herzens verkünden, dass die zweite Mannschaft des Vereins aus der Verbandsliga zurückgezoÂgen wird. Grund waren persoÂnelle Abgänge die nicht geÂräuschlos vonstatten gingen und viele enttäuschte GesichÂter zurückließen. Doch LehÂmann richtete den Blick daÂmals bereits nach vom. „Wir werden jetzt alles genau analyÂsieren und hinterfragen. Ziel wird es sein, eine neue TSG-Reserve aufzubauen und in der Saison 2019/20 an den Start zu bringen.“ Dieses Vorhaben geÂlang. Und nun, zwei Jahre nach der Neugründung, geÂlingt auch die Rückkehr in die Verbandsliga.
Deren Zustandekommen ist gleichermaßen überraschend wie kurios. In den vergangeÂnen Tagen überschlugen sich regelrecht die Ereignisse. ZuÂnächst wurde durch MannÂschaftsrückzüge ein Platz in der Südstaffel frei. Da der USV Halle III, der HSV HaldensÂleben II und eben die TSG Calbe II als Bezirksligavertreter ihrer Aufstiegsbereitschaft signaliÂsiert hatten, musste eine LöÂsung her.
Kurzerhand setzte der Handballverband Sachsen AnÂhalt (HVSA) eine Qualifikationsturnier an. Neben einiÂgem Hin und Her bezüglich des Spielortes – hier fiel die Wahl schlussendlich auf Frankleben – signalisierte der HSV HalÂdensleben sofort, dass er seine Reserve in der Kürze der Zeit nicht spielfähig bekommt.
Und auch in Calbe gab es an der Personalfront Probleme. „Der Termin war halt vorher nicht bekannt und dementsprechend hatten sich viele Spieler etwas vorgenommen“, berichtete Lehmann. Unter anderen hatten einige Spieler Festivalkarten, die nicht mehr zurückgegeben werden konnÂten. „Sowas ist ja auch kostenÂintensiv und dann kann man das auch nicht einfach absagen wenn man die teuren Karten nicht mehr los wird“, so Calbes Abteilungsleiter. Dieser erÂgänzte: „Und wenn wir da mit sieben Leuten hingefahren wäÂren, hätte es ja sportlich auch wenig Wert gehabt.“
Dementsprechend spielte auch Calbe nicht und der USV Halle III stand kampflos als Verbandsliga-Aufsteiger fest. Der freie Startplatz in der SüdÂstaffel war damit belegt.
Nur einen Tag später sickerÂte dann der überraschende Rückzug der HSG Osterburg aus der Nordstaffel durch. Die Osterburger schließen sich Ligakonkurrent SG Seehausen an. Damit sollen auch hier perÂsonelle Probleme dauerhaft geÂlöst werden.
Daraus resultierend wurde nun ein weiterer Aufsteiger geÂsucht und damit waren die Sachsen-Anhalt-Liga-Reserve-Teams aus Haldensleben und Calbe plötzlich wieder im RenÂnen. Jedoch stand der HVSA schnell vor einem weiteren Problem. Das offizielle SaisonÂende am 30. Juni war faktisch erreicht. Es gab deshalb keine Möglichkeit mehr, ein AusÂscheidungsspiel zwischen HalÂdensleben II und Calbe II anzuÂsetzen. So entschied man sich zu einem Losentscheid, durch den die Wahl auf Calbe fiel und die Haldensleber die Niete zoÂgen. „Es ist schon ein bisschen kurios, aber wir nehmen es gerne an. Wir wollen das Level unserer Zweiten durch diesen Schritt noch mal deutlich anÂheben“, kommentiert LehÂmann die Geschehnisse. Dass es für die Calbenser nun in die Nordstaffel geht, stört an der Saale niemanden. „Die Staffel ist für uns völlig egal. Es wird sportlich so oder so schwer, aber die Mannschaft nimmt die Herausforderung an“, so Lehmann.
Geführt wird das Team nach dem freiwilligen Rückzug von Peter Weiß nun vom bisheriÂgen Co-Trainer Holger LehÂmann. Ihm assistiert mit TobiÂas Tischler ein ehemaliger Spieler, während Wolf-Carsten Richter Mannschaftsbetreuer bleibt.
Dieser Artikel wurde am 04.Juli 2022 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt. (aktualisiert: 04.Juli 2022)