50 Jahre Sporthalle Zuckerfabrik 1965-2015
Schon seit den 1950ziger Jahren wurde in der Saalestadt Calbe nicht nur unter den Sportlern und Sportverantwortlichen, auch unter der Bevölkerung die Forderung nach einer neuen Sporthalle bzw. zum Ausbau eines geeigneten Objektes zu einer Sportstätte lauter. In zahlreichen Einwohnerversammlungen kam das zum Ausdruck.
Immer wieder wurde dieser dringende Wunsch mit einem „Nein“ beantwortet, weil die notwendigen Mittel hierzu nicht vorhanden waren. Es wurde der Bau von einem Jahr auf das andere verschoben.
Schließlich wurde der Vorschlag unterbreitet, den Trockenboden der ehemaligen Zuckerfabrik in der Nienburger Straße zu einer Sporthalle auszubauen. Dieser Raum war seit damals 17 Jahren ungenutzt und bereits dem Verfall preisgegeben. Allein von der Größe her bot dieses Objekt nahezu ideale Möglichkeiten für eine Sporthalle.
Endlich am 7. November 1964 wurde mit den ersten Ausbauarbeiten begonnen. Bemerkenswert war es, dass die Sportler und Sportbegeisterte aus der Saalestadt selbst die Initiative ergriffen haben und sich verpflichteten 5.000 Aufbaustunden zu leisten.
Bei den zahlreichen freiwilligen Arbeitseinsätzen brauchte man zu dieser Zeit viel Optimismus, denn wer damals den Platz sah, an dem einmal eine Sporthalle entstehen sollte, dem konnte angst und bange werden. Wenn auch mancher Schweißtropfen floss, die Calbenser ließen sich nicht von ihrem Plan abhalten. Mit unsäglichen Mühen wurden Fundamente und Mauerreste abgeschlagen, Steine geputzt und Schutt abgefahren. Im Laufe der Zeit nahm die ehemalige Ruine langsam ein neues Gesicht an.
Am 7. Oktober 1965 ging ein Wunschtraum vieler Calbenser und vor allem der Sportler in Erfüllung. An diesem Tage konnte die Sporthalle Zuckerfabrik unter reger Anteilnahme der Bevölkerung und in Anwesenheit zahlreicher Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens feierlich übergeben werden. Mit Stolz haben die Mitglieder der BSG Stahl Calbe darauf verwiesen, über 9.000 Aufbaustunden geleistet zu haben, wobei die Sektion Handball die meisten Einsatzstunden erbrachte.
Die neue Halle, die einen Gesamtwert von 250.000 Mark verkörperte, ermöglichte seinerzeit einen optimalen Trainings- und Spielbetrieb. Der Parkettfußboden wurde von zwanzig 500 Watt- Tiefstrahlern angestrahlt, so dass in der Halle gute Sichtmöglichkeiten vorhanden waren. Hinter den Toren wurden Fangnetze angebracht, die verhindern sollten, dass Bälle, die das Tor verfehlten, gegen die Wand schlagen. Außerdem wurden ein Aufgang für Sportler und Zuschauer sowie sanitäre Anlagen und Umkleidemöglichkeiten geschaffen. 1970 bekam die Sektion Handball die Schankerlaubnis zum Betrieb einer Gaststätte. Später kam aus Sicherheitsgründen noch ein zweiter Eingang dazu.
Die Sporthalle Zuckerfabrik wird immer für unzählige, packende und unvergessliche Handballspiele der Männer, Frauen, aber auch von Jugendlichen, Kindern und Freizeitsportlern stehen. Einheimischen Zuschauern und auswärtigen Gästen wird die einzigartige Atmosphäre in dieser kleinen aber feinen Sportstätte, wo die Fans nicht nur dicht gedrängt wie eine Wand hinter ihren Mannschaften sondern oft schon mit ihren Schuhspitzen im Spielfeld standen, für alle Zeiten in Erinnerung bleiben.
Sorgen bereiteten in den 1980ziger Jahren und nach der Wende die zu geringen Abmaße des Spielfeldes in der Zuckerfabrik, so dass Ligaspiele nur noch befristet bzw. mit Ausnahmegenehmigung zugelassen waren. Z.B. musste die Frauenmannschaft in ihrem DDR-Oberliga-Jahr 1985 alle Heimspiele in Schönebeck austragen.
Mit dem Bau der Hegersporthalle 1995 ging in Calbe endlich der jahrzehntelang gehegte Wunsch der Sportler und der Bevölkerung nach einer modernen Sportstätte in Erfüllung.
Die alte ehrwürdige Sporthalle Zuckerfabrik hat bis jetzt überlebt und ist heute, wo jederzeit die Schließung droht, auch weiterhin ein unverzichtbarer Bestandteil des Trainings- und Spielgeschehens im Calbenser Sport.
von Reinhard Hädecke, Quelle: Stadtarchiv
Dieser Artikel wurde am 14.November 2015 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt. (aktualisiert: 19.November 2015)