Wie ein Kaninchen vor der Schlange
TSG Calbe II verliert erstes Heimspiel nach dem Aufstieg gegen Wittenberg deutlich mit 25:37
Von Enrico Joo
Calbe • Immerhin der Gegner war noch zu Scherzen aufgelegt. Gerade hatte der SV Grün-Weiß Wittenberg/Piesteritz im Duell der Handball- Verbandsliga Süd einen deutlichen 37:25-Erfolg bei der TSG Calbe II eingefahren. Das wollte auch der extrovertierte Gäste-Spieler entsprechend beklatscht gewusst haben. Vor den zwei handvoll mitgereisten Fans hatte er sich in der Heger-Halle in Calbe aufgestellt und einen kleinen Jubelspruch aufgesagt: „Alles für den Dackel, alles für den Club. Unser Leben für den Hund“, rief er ins Publikum und erntete mit dem Spruch aus der Kult-Serie „Hausmeister Krause“ zahlreiches Gelächter.
Etwa zehn Meter entfernt hatten sich die Calbenser um Trainer Peter Weiß schon zur ersten analytischen Auswertung in einem Kreis eingefunden. Die Männer der TSG Calbe II konnten nur müde über die Comedy-Einlage lächeln. Zu schlimm war die Schmach der vorher auch in der Höhe völlig verdienten Niederlage. Trainer Peter Weiß war bedient. „Über die Einstellung müssen wir reden. Ich hatte das Gefühl, dass die Spieler wie ein Kaninchen vor der Schlange standen.“ Irgendwie hatte gar nichts so richtig funktioniert. Von Anfang an schon. Besonders die Offensiv-Arbeit glich einem Offenbarungseid.
Bis zur 15. Minute hatte Calbe noch nicht einmal fünf Tore geworfen. „Unser Konzept hat nicht funktioniert“, erklärte Weiß. „Es gab unbegreifliche technische Fehler.“ Nicht nur vergebene Chancen gehörten dazu. Einfache Pass-, Lauf- und Stellungsfehler machten fast jeden Angriff kaputt. WittenÂberg musste gar nicht so viel machen, um die Offensiv-Versuche der Gastgeber im Keim zu ersticken. Erst zum Ende der Halbzeit wurde das Spiel flüssiger. In einer Auszeit hatte Weiß „an den Ehrgeiz appelliert. Das hat kurz gefruchtet“. Zur HalbÂzeit stand es 13:19 aus Calbe- Sicht. „Doch ab der 40. Minute gab es wieder viele Fehlwürfe“, so Weiß. Gegen einen Gegner, der keineswegs überragend spielte. „Wenn wir eine normale Leistung abrufen, ist das Spiel offen.“ War es aber nicht. Auch in der zweiten Halbzeit war Calbe II kopf- und planlos.
Unerklärbare Aufgeregtheit
Natürlich hatte der wichtige Mittelmann Nico Haverland gefehlt. Trotzdem war mehr drin. „Das war kein Vergleich zum Spiel vor einer Woche“, sagte Weiß. Da hatte Calbe 39:25 in Coswig gewonnen. Nur Tim Gieraths nahm er aus seiner Generalkritik aus. „Er hat geackert wie blöde.“ Zudem verhinderten die zwei Torhüter Schlimmeres. Der Rest muss sich Gedanken machen, warum er gerade vor heimischen Publikum so nervös und fahrig auftritt. „Das war schon letzte Saison so“, erklärte Weiß. Klar ist: Soll es etwas werden mit dem Klassenerhalt, muss diese der Aufgeregtheit geschuldete Heimschwäche schleunigst abgelegt werden. „Wir werden das auswerten.“ Um es beim nächsten Mal besser zu machen.
Aufstellung: Krüger, Dobertin – Tischler, Salti (1), Bullmann (1), Kessel, Garz (4), Möbus (2), Fahrholz (2), Ulrich (6), Gieraths (7), Maynicke (2)
Quelle Volksstimme vom 08.09.2017
Dieser Artikel wurde am 05.September 2017 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 05.September 2017)