TSG nimmt Lok auseinander
Mit 35:25 (16:12) demontierte die TSG Calbe im Derby die SG Lok Schönebeck in der Sachsen-Anhalt-Liga.
Von Enrico Joo
Schönebeck l Den Mund hatte Ronny Krause geschlossen, aber das Lächeln ging trotzdem sichtbar von Ohr zu Ohr. Im Rückwärtslaufen gestattete sich der Rückraumspieler der TSG Calbe nach seinem Treffer zum 32:22 eine besondere Jubelgeste, die auch als etwas provokant ausgelegt werden konnte. Dem auf dem Hintern sitzenden Lok-Torwart Robert Knörich zeigte er mit zwei Fingern das Victory-Zeichen.
Die Freude bei Calbe war groß. Mit 35:25 (16:12) schoss die TSG im Lokalderby am Sonnabend den Rivalen SG Lok Schönebeck aus der eigenen Franz-Vollbring-Halle. „Ich bin stolz“, freute sich Trainer Andreas Wiese. „Wir haben die Stresssituationen gut überstanden und uns am Ende in einen Rausch gespielt.“ Die zahlreich mitgereisten TSG-Fans waren ver- und entzückt. Mit den Emotionen hatten die favorisierten Saalestädter den Gastgeber entzaubert. „Damit haben wir auch eine schlechte Trainingswoche kompensiert.“ Calbe ging stark personalgeschwächt in die Partie. Trotzdem gab Blau-Weiß schon in Halbzeit eins lange den Ton an.
Warschkau sieht früh Rot
Nur beim 1:0 durch Toni Warschkau lag Lok in Front (2.). Nach einem verwandelten Siebenmeter durch Maximilian Weiß stand es aber kurz darauf schon 4:1 für Calbe (5.). Bei diesem Drei-Tore-Rückstand für Schönebeck pendelte sich das Spiel lange ein. Die Lok musste dabei Lösungen finden, um die frühe Rote Karte für Toni Warschkau zu kompensieren (5.). „Das war ein bisschen hart“, sagte Lok-Trainer Henning Stapf nach dem Spiel. „Er hat den Calbenser gekreuzt, dadurch sah das etwas unglücklich aus.“ Wiese sah das etwas anders. „Er hat Marius Schwarz umgehauen. Warschkau war der letzte Mann. So ist die Regel.“ Wie auch immer. Lok fehlte auf jeden Fall früh die nötige Durchschlagskraft beim gepflegten Konterhandball. „Wir hatten keine Alternativen im Rückraum“, meinte Stapf.
Weil aber auch Calbe lange fahrig wirkte, blieb das Spiel offen. Das lag aber auch an der Lok. „Schönebeck hat gut gestanden in der Abwehr“, lobte Wiese. „Und wir haben zu schwach gedeckt. Das war zu billig.“ 16:12 führte Calbe trotzdem zur Halbzeit. Und nach dem Seitenwechsel drehte Lok auf. Fehler um Fehler reihte sich auf einmal in das TSG-Spiel, Schönebeck kam mit Kontertoren durch Kevin Krause (14:16, 31.; 16:17, 33.) in Reichweite. „Da waren wir plötzlich leise“, so Wiese. Die Emotionen fehlten. Die Halle tobte. Die Heimfans waren da.
Doch zu diesem Zeitpunkt ging ein Ruck durch die Calbenser, die zeigten, warum sie seit über 20 Jahren mindestens in Sachsen-Anhalts höchster Spielklasse spielen. Und Schönebeck eben nicht. Viele Kontertore durch Ronny Krause oder Weiß machten das Auswärtsspiel der TSG stimmungsmäßig zum Heimspiel, während die Schönebecker einbrachen. Von den Emotionen her und in den Leistungen. „Wir sind in ein Loch gefallen. Aber du darfst dich am Ende nicht so ergeben“, klagte Stapf.
Robert Knörich ohne Glück
Es war lange Zeit auch ein Spiel der Torhüter. Während Stefan Wiederhold bei der TSG heiß lief, hatte Knörich, der gegen seinen Ex-Verein besonders motiviert war, gelinde gesagt, nicht seinen besten Tag erwischt. „Er war nicht der gewohnte Rückhalt“, sagte auch Stapf. Auch scheinbar einfache Bälle ließ er passieren. „Das zieht dich als Deckung herunter. Wir haben aber auch vorn reihenweise Chancen kläglich vergeben.“ Der Lok-Coach musste zudem zugeben, dass „Calbe eiskalt war“.
Trotzdem war Stapf nicht unbedingt niedergeschlagen. „Konditionell sind wir topfit und spielerisch konnten wir lange mithalten. Wir haben es dem Gegner nur zu einfach gemacht beim Werfen. Das ist ein riesengroßer Unterschied zur Verbandsliga. Das wird jetzt eiskalt bestraft. Das ist für uns ein Lernprozess.“ Den Calbe schon abgeschlossen hat. „Letztes Jahr hätten wir solche Spiele noch verloren“, sagte Wiese. Nun obsiegte aber die Cleverness gegen die frisch aufspielende Ungestümtheit.
Schönebeck: Knörich – Rabe (2), Schulz, Bauer (4), Warschkau (1), Roost (2), Riedel (3), Meißner (1), Karau, Ernst (1), Schröder (5), K. Krause (6/2)
Calbe: Wiederhold, Krautwald, Bertram – R. Krause (9), Hulha (7), Rätzel (3), Schwarz (3), Borzucki, Weiß (5), Kralik (6), Reiske
Siebenmeter: Lok 4/2 – Calbe 3/3;
Zeitstrafen: Lok 5 – Calbe 4; Rote Karte: Toni Warschkau (Lok; 4:57)
Quelle Volksstimme vom 04.09.2017
Dieser Artikel wurde am 04.September 2017 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 04.September 2017)