Tempo schlägt Trägheit
HVSA- Pokal  TSG Calbe schießt den Güsener HC klar mit 36:16 (17:6) aus der Halle
Das Halbfinale im HVSA-Pokal war eine einseitige Angelegenheit. Die TSG Calbe feierte einen klaren 36:16 (17:6)-Erfolg gegen den Güsener HC.
Von Enrico Joo
Calbe * Das obligatorische Einschlagen der Trainer verkam zu einer kleinen Bitte unter Männern. In Höhe des Zeitnehmertisches waren Andreas Wiese, Coach der TSG Calbe aus der Sachsen-Anhalt-Liga und Kevin Haßbargen, Trainer des Güsener HC aus der Verbandsliga Nord, vor dem Halbfinale des HVSA-Pokals am Sonnabend aufeinander getroffen und begegneten sich mit dem Schalk im Nacken. „Macht es nicht so hoch, ja?“, wisperte Haßbargen seinem Gegenüber zu. Wiese konterte mit einem wortlosen aber vielsagenden Lächeln.
Nein, Wiese und die TSG Calbe kannten keine Gnade. Haßbargens nicht ganz ernst gemeinte Bitte wurde von Seiten der Gastgeber am Sonnabend einfach weggewischt. Mit 36:16 (17:6) schossen die Saalestädter den unterklassigen Gegner aus der Halle, wobei sich einige Zuschauer sicher gefragt haben, ob da wirklich nur eine Liga zwischen der TSG Calbe und dem Güsener HC liegt. Nur etwa zwölf Minuten lang durfte der GHC träumen, da lag die TSG nur 5:4 vorn. Was aber nur an Calbe lag. „Wir haben uns am Anfang schwer getan, zu viele Chancen vergeben“, schätzte Calbes Coach Andreas Wiese nach dem Spiel ein. „Wir haben zwar schnell gespielt, aber ohne Köpfchen.“
Die langen Bälle kamen noch nicht alle an. Das schnelle Spiel wirkte hektisch, obwohl es schon da von Erfolg gekrönt war. Erst nach etwa 15 Minuten besann sich die TSG auf seine Konterstärken. Am Ende warfen die Saalestädter mehr als 85 Prozent der Tore über Tempogegenstöße, die meist spielend leicht aussahen. Besonders die Außen Maximilian Weiß und vor allem Marius Schwarz bekamen immer wieder lange Pässe nach Ballgewinnen in der Abwehr und marschierten ganz allein auf den Torwart zu. Das lief mit fortdauernder Zeit immer besser. Wiese war zufrieden. „Wir haben geguckt, was passiert, auch mal kurz verzögert.“ So nahm Calbe den Güsener HC, der eigentlich das Tempo verschleppen wollte, nach allen Regeln der Kunst auseinander.
Güsen personell gehandicapt
Wobei es durchaus verständlich war, dass Güsen nie wirklich mithalten konnte. „Da fehlen einfach die Alternativen“, meinte Wiese. „Gerade durch den Ausfall der beiden Haßbargens als Spieler ist Güsen geschwächt und individuell nicht so stark.“ So standen nur elf Spieler bei den Gästen auf dem Protokoll. Nach einer Roten Karte für Rico Gerlach (15.) wegen eines Fouls am wieselflinken Schwarz, hatte Trainer Kevin Haßbargen dann sogar nur noch zehn Spieler zur Verfügung. Das konnte nicht gut gehen. Und so spielte sich Calbe teilweise in einen Rausch. Mit zehn Toren in Folge zog die TSG vom 5:4 (12.) auf 15:4 davon (25.). Das Spiel war entschieden.
Zur Halbzeit lag Calbe 17:6 vorn, schon da hätte der Gastgeber aber noch höher führen können. Besonders im Rückraum wurden einige klare Chancen aus dem Positionsangriff vergeben. Am Ende landeten auch vier der sieben Siebenmeter für Calbe nicht im Tor. Das war teilweise leichtfertig. Wiese hatte aber Verständnis. „Wenn du hoch führst, fehlt die Anspannung. Das ist auch für die Torhüter schwer. Ich kann die Pfiffe des Publikums verstehen.“ Das machte sich nämlich in der zweiten Halbzeit lautstark Luft.
Aber freilich: Der Sieg war nie mehr in Gefahr. Wiese konnte auch viel ausprobieren. So bekamen alle drei Torhüter (Stefan Wiederhold, Daniel Bertram und Bastian Krautwald) Spielzeit. Auch Rückkehrer Marius Harig kam bei seinem ersten Einsatz im Rückraum auf viel Einsatzzeit, konnte sich aber vor allem über Tore noch nicht wie gewünscht einbringen. „Er muss noch reinkommen, war aufgeregt. Aber er hat eine enorme Passqualität“, lobte Wiese. Auch wenn er laut Coach nicht die Qualität eines Felix Kralik hat.
Und trotzdem war es vor allem am Ende ein Schaulaufen. Beispiel? Weiß spielte einen hohen Ball in den Kreis zu Schwarz. Dieser nahm den Ball in der Luft an und verwandelte zum 31:12 (53.). Im Punktspielbetrieb sind solche Kabinettstückchen sicher undenkbar. Am Sonnabend wurden sie mit einem Lächeln geduldet. Schwarz war am Ende auch der Mann des Tages. Elf Treffer gelangen dem 20-jährigen Rechtsaußen. Weil er wie Weiß auf Linksaußen sehr flinke Füße hatte. Aber das hat auch System. „Die Spieler stehen schon fast an der Mittellinie, wenn wir den Ball bekommen beim Umkehrspiel“, erklärte Wiese. So hatten die beiden teilweise leichtes Spiel.
Nach dem Spiel gab es den obligatorischen Siegerkreis. Aber Wiese schaute schon nach vorn. „Jetzt freuen wir uns auf das Finale“, sagte er. Nun soll auch der Titel her, ganz klar. Dort wartet ein Liga-Kontrahent. Es geht gegen den BSV 93 Magdeburg. Gespielt wird an den Wochenenden 21./22. April und 12./13. Mai.
Calbe: Wiederhold, Bertram, Krautwald – Walther, Barby, Krause (4), Gieraths (4), Lück (1), Rätzel (2), Schwarz (11), Borzucki (1), Harig (1), Weiß (7), Reiske (5/3)
Siebenmeter: Calbe 7/3 – Güsen 1/0
Zeitstrafen: Calbe 0 – Güsen 5 Rot (o.B.): Rico Gerlach (Güsen, 15.)
Quelle Volksstimme vom 13.03.2018
Dieser Artikel wurde am 13.März 2018 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt.