Kollektivversagen bei der TSG Calbe
Saalestädter gehen im Topspiel gegen den SV Oebisfelde mit 25:32 (9:16) unter
Calbe (ejo) • Ein guter Charakter spart nicht mit Selbstkritik. „Ein vornehmer Mensch tadelt sich selbst, ein gewöhnlicher die andern“, sagte schon Konfuzius. Insofern sind die Worte von Andreas Wiese, Trainer der TSG Calbe aus der Sachsen- Anhalt-Liga, bemerkenswert und löblich. „Ich muss mich auch selbst hinterfragen, ob ich vielleicht die falsche Aufstellung gewählt habe, ob ich die Spieler vielleicht nicht motivieren konnte.“ Ganz ohne Aufregung sagte Wiese das auf der Suche nach den Gründen für die 25:32 (9:16)-Schmach am Sonnabend gegen den SV Oebisfelde.
Ja, vielleicht hätte der Coach mit Daniel Gieraths in der Start-Sieben beginnen sollen. Dann hatte es vielleicht mehr spielerische Elemente gegeben. „Ich wollte über die Abwehr kommen.“ Was überhaupt nicht geklappt hat. Aber ob es da besser gelaufen wäre? Weiß ja keiner. Fakt ist aber: Calbe erwischte am Wochenende im Topspiel gegen den SVO einen rabenschwarzen Tag. „Ich bin fassungslos“, meinte Wiese. „Das war ein Kollektivversagen.“ Und weil der Trainer sich an die eigene Nase fasste mit der Kritik, müssen aber auch die Spieler sich fragen, wie das passieren konnte. 1:5 stand es nach zehn Minuten, 5:13 nach 24 Minuten. Beim 17:29 in der 51. Minute hatte Calbe zwölf Tore Rückstand! 16 Fehlwürfe hatte Wiese gezählt, 13 technische Fehler. Daniel Bertram im Tor hatte einen „rabenschwarzen Tag“, so Wiese, konnte aber nicht verschnaufen, weil er der einzige Torwart war.
Im Rückraum fand die TSG überhaupt keine Lücken in der massiven 6:0-Abwehr. Auch, weil der seit einigen Wochen krankheitsgeplagte Rückraum nie in Bestbesetzung trainieren konnte. Die
Abstimmungen fehlten, die Kommunikation auch. So hatte der Innenblock des Gegners mit Andy Ost und Andreas Kalupke auch viel zu leichtes Spiel, die Bälle abzufangen und die zahlreichen Konter einzuleiten. Die Außen haben Calbe in den vergangenen Wochen oft gerettet.
Aber auch Marius Schwarz und Maximilian Weiß waren nicht die erhofften Leistungsträger. Was auch am gegnerischen Keeper Thomas Drese lag. „Wir haben ihn berühmt geworfen. Die Spieler haben zu sehr überlegt beim Werfen, dann wird es schwer.“ Alles Schlechte kam zusammen. „Und dann bricht das Konstrukt zusammen. Mich hat geärgert, dass es kein Aufbäumen gab“, sagte Wiese. „Auch die Erwärmung war zu lasch.“
Immerhin: Am Ende der zweiten Halbzeit straffte sich Calbe und kam noch auf sieben Tore heran. „Das war
ordentlich.“ Aber Redebedarf besteht trotzdem. Eines weiß Wiese ganz sicher. „Das wird nicht nochmal passieren.“ Wie immer werden die Calbenser im Training ruhig über das Geschehene reden, es analysieren. Baustellen gab es am Sonnabend genug. Und somit auch genug Stellschrauben, an denen gedreht werden kann und muss. Vielleicht zieht jeder Einzelne das Positive aus dem Spiel, dass er ganz genau weiß, was er besser machen kann und muss.
Calbe: Bertram – Barby (2), Krause (3),Gieraths (4), Hulha (1), Lück (3), Rätzel, Schwarz (2), Borzucki (1), Weiß (2), Kralik (7), Reiske
Siebenmeter Calbe 6/4 – Oebisfelde 2/2:
Zeltstrafen: Calbe 6 – Oebisfelde 5
Quelle Volksstimme vom 26.09.2017
Dieser Artikel wurde am 26.September 2017 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt.