1. Februar 2016

Fehlwürfe verhindern Sensation

Der Handball-Krimi, der sich in der Calbenser Hegersporthalle zwischen der TSG und TuS Radis ereignete, war wirklich nichts für schwache Nerven

Von Franziska Herz

Calbe l Zum nun fünften Mal in dieser Spielzeit musste sich der Mitteldeutsche Oberligist, mit nur einem Treffer Rückstand, einer äußerst knappen Niederlage hingeben. Am Ende stand es 29:30 (10:15). Nur langsam legte sich Ruhe nach der aufregenden und energiegeladenen Begegnung über die Sporthalle. Kurz zuvor wäre die Situation nahezu eskaliert. Bedrohlich standen sich beide Mannschaften gegenüber. Zeitverzögerte Entscheidungen des Schiedsgerichts und Uneinigkeiten prägten die letzten Sekunden.

Starkes Trio

Nur eine halbe Minute vor Abpfiff verwarfen die Calbenser die Chance zum Ausgleich. Einem Ausgleich, der einer kleinen Sensation nahegekommen wäre. Denn Radis, angereist als Tabellenzweiter, hatte die Willenskraft der Saalestädter (14.) so nicht auf dem Plan. Eine Viertelstunde vor Spielschluss lag Calbe beim 18:22 mit vier Treffern hinter den Gästen. Eine Aufholjagd, die nicht nur den Willen und die Leidenschaft der Calbenser, sondern auch ein wenig Wut in sich trug, ließ den Abstand schmelzen. Insbesondere Christian Hübner (neun Treffer) und Ronny Krause (acht Treffer) lieferten ein heißes Rennen aus dem Rückraum. Martin Sowa unterstützte sein Team als Siebenmeter-Schütze, traf dadurch unter anderem zum 19:22 und 20:22.

Für Daniel Gieraths (am Ball) war es kein leichtes Durchkommen. Einen Treffer trug er zum 29:30 seines Teams im Spiel gegen TuS Radis dennoch bei. Zum fünften Mal schrammten die Calbenser so knapp an einem Punkt vorbei. Foto: Franziska Herz

Für Daniel Gieraths (am Ball) war es kein leichtes Durchkommen. Einen Treffer trug er zum 29:30 seines Teams im Spiel gegen TuS Radis dennoch bei. Zum fünften Mal schrammten die Calbenser so knapp an einem Punkt vorbei. Foto: Franziska Herz

Daniel Gieraths sicherte den 21:22-Anschluss. Halten konnten die Hausherren diesen Zwischenstand nicht. In der 52. Minute hatte sich Radis noch einmal zum 27:23 abgesetzt. Aber erneut griff Calbe beherzt zum Gegenschlag an. Auch die Torhüter, Stefan Wiederhold und Bastian Krautwald, hielten ihren Kasten mit einer 40-prozentigen Quote überdurchschnittlich gut dicht. Zwei Minuten vor Schluss traf wieder Sowa durch Siebenmeter zum 28:29, nur eine Minute später in der gleichen Situation zum 29:29-Ausgleich.

Schwache Phase entscheidet

Die „Blaue Wand“ aus TSG-Anhängern hob es von den Sitzen, sie stand auf der Tribüne und unterstützte ihre Mannschaft gewohnt lautstark. Am 30:29-Führungstreffer der Radiser, 35 Sekunden vor Schluss, änderte das nichts. Dass Calbe den greifbaren Ausgleich anschließend zweifach verwarf, auch nicht. „Sie haben alles gegeben. Aber in dieser Situation hätten sie anders reagieren müssen, einen Siebenmeter herausspielen beispielsweise. In dem Punkt sind sie einfach noch nicht clever genug“, sagte Trainer Ronald Kampe über seine Schützlinge nach der Partie. „Sie machen vorn zu viele Fehler und kassieren dann Kontertore.“

Dabei fing es vielversprechend an. 4:0 stand es für Calbe nach den ersten Minuten. Doch TuS holte auf, über das 6:6 und 10:10 blieb es ausgeglichen, dann zog Radis vorbei. Die letzten zehn Minuten der ersten Hälfte war die schwächste Phase der TSG. Einen Treffer landete sie in dieser Zeit nicht mehr, in die Kabinen ging es mit 10:15-Rückstand, auf die Platte mit neuem Mut, bis es zum Krimi wurde.

Calbe: Wiederhold, Krautwald – Krause (8), Gieraths (1), Rätzel, Kaune (2), Marschall, Sowa (7), Kralik (1), Hübner (9), Ilgenstein, Borzucki (1)

Radis: Pannier, Brandt – Kraft (9), Mensch (1), Fischer (2), Michna (1), Hildebrandt, Ziemann (4), Jost (5), Telehuz (2), Wittig (1), Heddrich (3), Jonemann

 Siebenmeter: Calbe 5/5 – Radis 4/2; Zeitstrafen: Calbe 5 – Radis 6

Kurzinterview

“ Es ist immer emotional und aufregend in Calbe „

Kreisläufer Martin Sowa von der TSG über sein letztes Spiel

Foto: Verein

Foto: Verein

Für Martin Sowa war es am Sonnabend das vorerst letzte Spiel im Trikot der TSG Calbe. Aus beruflichen Gründen geht der Kreisläufer des Mitteldeutschen Handball-Oberligisten für zwei Jahre in die Vereinigten Staaten von Amerika. Volksstimme-Mitarbeiterin Franziska Herz sprach mit dem 26-Jährigen über seinen letzten Auftritt und die Zukunft.

Martins größter Fan, der kleine Tom Karl König. Foto: U. Neumann

Martins größter Fan, der kleine Tom Karl König. Foto: U. Neumann

 Herr Sowa, wie haben Sie das letzte Spiel empfunden und wie emotional war es?

 Martin Sowa: Es ist immer schön, in Calbe zu spielen. Nicht nur das, es ist auch im­mer emotional und immer aufregend. Aber gerade durch den Spielverlauf heute war es noch mal besonders. Radis hatte uns nicht auf der Rechnung. Es ist schade, dass die letzte Aktion von uns so ungünstig verlaufen ist. In unserer Mannschaft ist jeder motiviert. Ich habe das Gefühl, dass Niederlagen noch mehr zusammenschweißen. Außerdem kennen wir uns schon lange, fast alle haben bereits in der Calbenser Jugend gespielt. Das Teamgefühl ist groß.

 Was wünschen Sie ihren Kameraden zuhause, während Sie in den USA sind?

 Dass sie keinen Spaß mehr haben. Wenn ich nicht da bin, kann es einfach keinen Spaß mehr machen. (Sowa lacht)

Nein, quatsch! Es stehen Sieben auf der Platte. Ich werde ersetzt, andere werden die Tore werfen. Es wird keinen Bruch geben.

 

Möchten Sie nach den zwei Jahren nach Calbe zurückkehren?

 Ja. Mein Arbeitsvertrag in Haldensleben ruht die zwei Jahre. Wenn ich zurückkehre, arbeite ich dort weiter.

 

Werden Sie sich für die Zeit in den USA einen Handball-Verein zum Trainieren suchen?

 Handball in dem Sinne gibt es dort gar nicht. Vielleicht spiele ich dann Basketball. Auf jeden Fall soll es etwas mit Ball sein. Wenn man seit der Kindheit mit Bällen zu tun hat, prägt einen das. Ohne kann ich mir Sport nicht vorstellen.

Quelle: Volksstimme vom 01.02.2016

Dieser Artikel wurde am 01.Februar 2016 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 24.Februar 2016)


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