Ein Trio macht das Treiben verrückt
Mit einer herausragenden Mannschaftsleistung und den gewohnt lautstarken Fans im Rücken hat die TSG Calbe ihren ersten Saisonsieg in der Mitteldeutschen Handballoberliga gefeiert.
Von Frank Nahrstedt
Im kleinen Derby bezwang das Team den HC Aschersleben mit 37:32 (19:15). Es dauerte eine Weile, bis Trainer Ronald Kampe eine Formation gefunden hatte, die das Treiben der Ascherslebern verrückt machte. Mit den schnellen Niclas Kaiser, Lucas Marschall und René Hulha tat sich der Favorit nicht nur schwer, er hatte schlichtweg keine Mittel gegen das Trio aus wendigen Aufbauspielern und Rechtsaußen, die mutig in die Tiefe gingen. Vielmehr noch – Aschersleben änderte nichts an seinem offensiven Abwehrsystem und hielt am 5-1 oder 3-2-1 fest. „Gut für uns“, sagte Kampe. „So hat der HCA quasi die Lücken für uns geschaffen.“
 Eine Notlösung
Dabei war die Aufstellung vielmehr eine Notlösung. Aufgrund der Ausfälle von Christian Hübner, Ron Barby und Felix Kralik (alle verletzt) war Ronny Krause der einzig verbliebene echte Rückraum-Akteur. Mit acht Treffern lieferte er eine absolut solide und gute Leistung ab, er konnte die Last im Angriff aber nicht allein tragen. „Frank Falke und ich haben überlegt, wie wir Aschersleben knacken können. Unsere Lösung hat dann ziemlich gut funktioniert.“ Zum Beispiel beim wichtigen Treffer von Kaiser zum 33:27 (52.), als der HCA drohte, seinen Rhythmus zu finden.
 Martin Sowa auf Deckungsspitze
Auf der anderen Seite spielte Calbe eine abgeklärte Abwehr. Und zwar nicht nur eine Halbzeit lang, sondern über 60 Minuten. Damit zeigte das Team eine neue Qualität. Mit Martin Sowa auf Deckungsspitze der 5-1, der gegen die robusten Aufbau- und Rückraumspieler der Gäste arbeitete und die Angriffsvarianten frühzeitig störte, sodass wenig Zug zum Tor entstand, gelangen mehrere Ballgewinne, die zu einfachen Treffern genutzt wurden.
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Wiederhold mit 22 Paraden
Kamen die Calbenser doch mal einen Schritt gegen Mindaugas Veta oder Nemanja Gojkovic zu spät, dann gab es noch einen gut aufgelegten Stefan Wiederhold zwischen den Pfosten. Mit jeweils elf Paraden in beiden Halbzeiten war er maßgeblich daran beteiligt, dass der mühsam erarbeitete Vorsprung nicht entscheidend schmolz.
 Platzsturm des Trainers
Aschersleben vertiefte sich zusehends in Streitgespräche mit den Unparteiischen, projizierte seinen Frust auf die beiden Schiedsrichter, die am spielerisch nicht überzeugenden Auftritt der Gäste allerdings keine Schuld hatten. Höhepunkt der Unzufriedenheit war der „Platzsturm“ von Trainer Dimitri Filippov, der seinem Unmut sehr lange freien Lauf ließ, sein Team in einer Strafaktion ungerecht behandelt sah. Die Referees zeigten sich davon allerdings unbeeindruckt.
 Jubelstürme in der Südkurve
Höhepunkt der Verzweiflung war schließlich der Versuch von Pit Seifert wenige Sekunden vor dem Ende, als er einen Freien einen halben Meter über die Querlatte warf und große Jubelstürme in der „Südkurve“ der TSG-Anhänger auslöste. Diese hatten sich in der Zwischenzeit darauf konzentriert, das Lied „Oh wie ist das schön…“ lautstark preiszugeben.
Lob hatte sich indes die ganze Mannschaft verdient. „Die Jungs haben super gearbeitet. Ich bin absolut zufrieden mit unserem Auftritt. Wir haben das umgesetzt, was ich vermittelt habe. Wir werden jetzt aber nicht überheblich, sondern arbeiten im Training ruhig weiter“, betonte Kampe.
Calbe: Wiederhold, Krautwald – Krause (8), Hulha (4), Kaiser (5), Rätzel, M. Kralik (2), Marschall (2), Weiß (4), Sowa (12/6), Teichelmann, Gieraths, Borzucki
Aschersleben: Spiranec, Gudonis – Seifert (3/1), Straßburger (1), S. Berends (1), Wartmann (4/4), Grafenhorst (4), N. Berends, Weber (4), Veta (3), Gojkovic (9), Schmidt (1), Eulenstein (2)
Siebenmeter: Calbe 6/6 – Aschersleben 6/5; Zeitstrafen: Calbe 5 – Aschersleben 6
Quelle: Volksstimme vom 12.10.2015
Dieser Artikel wurde am 12.Oktober 2015 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 12.Oktober 2015)