Die letzten zehn Minuten entscheiden
In einem bis zur 52. Minute knappen Derby der Handball-Sachsen-Anhalt-Liga behielt durch einen Endspurt die TSG Calbe bei der SG Lok Schönebeck mit 25:18 (10:9) vor mehr als 400 Zuschauern die Oberhand.
Quelle: Volksstimme Frank Nahrstedt
Schönebeck l Jan Bauer würde die letzten Minuten sicher gern aus seinem Gedächtnis streichen. Der Rückraum-Akteur der SG Lok Schönebeck, der bereits in der Vorwoche beim SV Langenweddingen von Trainer Dirk Heinrichs das Vertrauen erhalten und es mit einem starken Auftritt honoriert hatte, zeigte auch gegen die TSG eine super Leistung, war mit fünf Treffern bester Werfer seines Teams, produzierte aber in der Schlussphase die entscheidenden Fehler. Das hatte er nun wirklich nicht verdient.
Bauer hatten die Gäste zunächst nicht so recht auf der Rechnung. „Wir wollten Stefan Kazmierowski am Kreis abschirmen und Robert Mennecke am Wurf hindern“, erklärte TSG-Trainer René Linkohr. Das gelang dem Team auch ganz gut, wenngleich „wir schlecht ins Spiel gestartet sind und nicht rechtzeitig herausgetreten sind“. So konnten nämlich Steffen Kliem und Bauer aus dem Rückraum fast ungehindert abschließen. Lohn war eine 4:2-Führung. „Unser langes Kreuzen vor der Abwehr war die Ausgangshandlung. Damit ist Calbe nicht zurecht gekommen“, lobte Heinrichs seine Schützlinge, die sich „an unseren Plan gehalten und in der Deckung sehr gut verschoben haben“.
In der ersten Halbzeit, in der Calbe elf Fehlwürfe und vier Ballverluste produzierte, konnte sich somit auch Keeper Robert Knörich mehrfach auszeichnen. Sieben Bälle parierte er in den ersten 30 Minuten und war somit maßgeblich am zwischenzeitlichen 6:3-Vorsprung beteiligt. Doch die vielen Ballverluste in der Offensive ließen diesen schmelzen. Bis zum 8:9-Zwischenstand hatte Lok den Ball achtmal wieder hergegeben und so einfache Gegentreffer nach Kontern kassiert – 9:10-Rückstand zur Pause.
Nach dem Wechsel kam es noch schlimmer. Erst knickte Robert Mennecke nach einem Zusammenprall mit Christian Hübner um, so dass er nach einer Behandlungspause nur noch in der Abwehr aushelfen konnte, dann gab es für den gut aufgelegten Kliem die dritte Zwei-Minuten-Strafe (40.). Zwar wurde dies zunächst nicht bestraft, weil Calbe mit 13 Fehlwürfen und sechs Ballverlusten bis zur 50. Minute an die ersten 30 Minuten anknüpfte, doch „dann haben wir unsere spielerische Linie verloren und sind in Einzelaktionen verfallen“, hatte Heinrichs beobachtet.
Zunächst markierte Bauer mit einem verdeckten Wurf das 18:17, dann sollte das Team aber bis zum Schluss keinen Treffer mehr erzielen. Martin Schröder rannte sich mehrfach an der nun aufmerksamen Deckung der Calbenser fest, verlor mehrere Bälle. Auch ein Pass von Bauer wurde abgefangen – und dann zündeten Niclas Kaiser oder Lucas Marschall den Turbo. Die beiden „Youngster“ der TSG waren im Konter derart schnell auf der anderen Seite, dass kein Schönebecker hinterher kam. „Die beiden haben einen guten Auftritt hingelegt“, lobte schließlich auch Linkohr.Bezeichnendes Beispiel: Stefan Wiederhold hielt in einem Angriff zwei Bälle und leitete anschließend auf den Knien sitzend mit einem langen Pass auf Kaiser – der schneller war als Verfolger Bauer – den Konter zum 18:23 (58.) ein.
„Man muss der Mannschaft auch mal einen nicht so guten Tag zugestehen. Gut, dass es dann noch glimpflich ausgeht, zumal Lok die ganze Zeit dagegen gehalten hat“, schätzte der TSG-Trainer ein. „Zehn Minuten Konzentration haben uns diesmal gereicht.“
Heinrichs trauerte den verlorenen Punkten ein bisschen hinterher, lobte aber den Auftritt bis zur 50. Minute. „Die Mannschaft hat gezeigt, was sie kann, wenn sie will. Als wir unser System durchgezogen haben, waren wir erfolgreich. Da hatte sicherlich alles zusammengepasst. In den letzten Minuten sind wir davon abgewichen und wurden dadurch ausgekontert.“ Nicht nur Jan Bauer wird diese Minuten gern aus seinem Gedächtnis streichen wollen.
Schönebeck: Knörich, Niemann – Kliem (4), Schröder (3), Bauer (5), Kazmierowski (2/1), Krause, Deumeland (1), Slawig (1), Mennecke, Tomm, Schulz, Benkert, Engelhardt (2)
Calbe: Wiederhold – Walter (2), Barby, Krause, Doll, Hulha (2), Roost (2), Kaiser (6/1), N. Rätzel, Marschall (2), Sowa (3/1), Kralik (1), Hübner (7)
Siebenmeter: Schönebeck 1/1 – Calbe 3/2; Zeitstrafen: Schönebeck 9 – Calbe 4; Rot: Steffen Kliem (3×2 Minuten, 39:42), Stefan Kazmierowski (3×2 Minuten, 44:11) -beide Lok Schönebeck-
Dieser Artikel wurde am 18.März 2013 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 03.April 2013)