28. September 2015

Derby gerät zur „Abwehrschlacht“

Handball, Mitteldeutsche Oberliga

TSG Calbe unterliegt Rot- Weiss Staßfurt nach 60 Minuten mit 18:21 (8:9)

 21:18 (9:8) – dieses Ergebnis sah erst einmal nicht nach einem Endstand in der Mitteldeutschen Oberliga aus. Angesichts des Spielverlaufs zwischen dem HV Rot-Weiss Staßfurt und der TSG Calbe ist dieses Resultat allerdings mehr als verständlich. Denn in diesem Hand­ball-Derby bestimmten die Abwehrreihen das Geschehen.

 Von Nadja Reichert Staßfurt

Die Abwehrschlacht in der Paul-Merkewitz-Halle wurde von lautstarken Fans begleitet. Beide Lager hatten sich buchstäblich mit Pauken und Trompeten ausgestattet, um ihre Mannschaft anzufeuern. Das erste Konzert ertönte von Calbenser Seite, denn die TSG markierte den ersten Treffer der Partie. Staßfurt glich aber prompt aus. Bis zum Stand zum 4:4 blieb es bei diesem ausgeglichenen Bild und da waren schon fast 20 Minuten gespielt. Dass es so wenige Tore gab, lag an der stabilen Deckung auf beiden Seiten, allerdings auch am hektischen Angriff beziehungsweise den Technik- Regel-Fehlern. So produzierte Calbe beispielsweise mehrere Schrittfehler. Staßfurt hatte dagegen mehrmals Pech und der Ball landete hinter statt im Tor. „Die Deckung war okay“, sagte Uwe Werkmeister, Trai­ner des HVS. „Im Grunde haben wir sogar noch fünf Gegentore zu viel kassiert, die wir hatten verhindern können, wenn wir uns an unsere Vorgaben gehalten hätten.“ Lob für das Abwehrverhalten kam auch von TSG-Coach Roland Kampe. „Wir standen hinten gut. Außerdem sind wir ins Umkehrspiel gekommen. Das war angesichts der Tatsache, dass wir kaum wechseln konnten, eine super Leistung der Mannschaft.“ Nur zu Toren führte es nicht.

Der wiedergenesene René Hulha (im Wurf) verlieh vor allem dem TSG-Umschaltspiel die nötigen Impulse, abwenden konnte aber auch er die Derbyniederlage nicht. | Foto: Volksstimme

Der wiedergenesene René Hulha (im Wurf) verlieh vor allem dem TSG-Umschaltspiel die nötigen Impulse, abwenden konnte aber auch er die Derbyniederlage nicht. | Foto: Volksstimme

Da mussten dann schon die drei Siebenmeter für die TSG herhalten. Denn Würfe aus dem Spiel wurden immer wieder von Staßfurts Patrick Tuchen und Calbes Stefan Wiederhold pariert. Was in der Abwehr gleich aussah, war im Angriff dann doch verschieden. Die Gastgeber wirkten insgesamt ruhiger und konzentrierter. So gelang es ihnen, sich durch Tore von Oliver Jacobi und Sebastian Scholz beim 9:7 erstmals auf zwei Tore abzusetzen. Kurz vor der Pause konnte Calbes Ronny Krause aber noch das 8:9 markieren.

 In der zweiten Hälfte setzte sich das Bild fort. Der HVS blieb mit zwei, zwischenzeitlich drei Treffern vorn. Der Vorsprung kam unter anderem durch einen Hattrick von Nils Hähnel zustande. Allerdings wurde nun das Tempo herausgenommen. Dies lag aber nicht an den Mannschaften, sondern an den Schiedsrichtern, die nun zunehmend Aktionen in der Deckung pfiffen. Das führte teilweise zu Unmut auf beiden Seiten. Robert Mennecke machte seinem schließlich zu laut Luft und wurde mit der dritten Zeitstrafe und Roten Karte in die Kabine geschickt. Das sah Werkmeister gar nicht gern. „Wenn ich wirklich etwas zu kritisieren habe, dann war es die Disziplin. Diese stimmt nun schon seit einiger Zeit nicht. Das darf so nicht weitergehen“, fand der Trainer klare Worte.

 Es gab aber auch Lob für sei­ne Sieben. „Martin Dittmars Treffer hat die Partie entschieden.“ Er markierte das 20. Tor für den HVS. Zudem sprach Werkmeister seinen Keepern ein Kompliment aus. „Wir sind mit Patrick und Sebas­tian auf der Torhüterposition sehr gut besetzt.“ Diese Anerkennung konnte Kampe für seine Schlussmänner Wiederhold und Bastian Krautwald nur wiederholen. „Beide haben klasse gehalten. Aber die Mannschaft hat sich auch insgesamt sehr gut geschlagen. Auch wenn wir verloren haben, lässt diese Partie trotzdem für die Zukunft hoffen. Wie wichtig ihre Positi­on war, wussten Tuchen und Wiederhold ebenfalls. „Es war ein Spiel der Keeper“, schätzte Tuchen ein. Beide Torhüter kennen sich noch aus ihrer gemeinsamen Zeit in Staßfurt. Ein Duell, wer die meisten Tore oder Siebenmeter entschärft, gab es aber nicht. „Man geht so rein wie in jedes andere Spiel auch“, erklärte Tuchen. Ganz möchte man ihm das aber nicht glauben, denn nach einem gehaltenen Siebenmeter brachen dann doch die Emotionen aus dem Torhüter heraus und er legte eine kleine Tanzeinlage hin. „Es war ein sehr wichtiger Strafwurf und ich war stolz darauf, dass ich ihn gehalten habe“, sagte Tuchen und fügte dann mit einem Lächeln hinzu: „Außerdem war mein Tänzchen ja auch was fürs Publikum.“

Stefan Wiederhold vollführte zwar keinen Tanz, aber die Siegerfaust schnellte einige Male in die Höhe. So beispielsweise, als er einen Angriff samt zweitem Versuch nach Abpraller hielt. „Man reagiert nur“, sagte der Torhüter. Ãœbermäßig motiviert war auch er nicht. „Man ist immer motiviert.“ Seine gute Leistung im Derby erklärte er so: „Ich habe gerade eine gute Phase und die Partie war etwas Besonderes für mich, weil ich gegen die alten Vereinskameraden antrat.“

 HV Rot-Weiss Staßfurt: Tuchen, Schliwa – Dittmar (1), Fuhrmann (1), Retting (4), Jacobi (4), Ernst, Engelhardt (1), Mennecke, Hähnel (4),Scholz (3/2), Secara (1), Wilke (2)

 TSG Calbe: Wiederhold, Krautwald – Krause (5), Hulha (4), Kaiser (2), Rätzel, Kralik (1), Weiß (1), Sowa (2), Lück (1), llgenstein

Siebenmeter Staßfurt 4/2 – Calbe 3/3;

Zeitstrafen: Staßfurt 8 – Calbe 5; Rot: Robert Mennecke (50:29,3×2 Minuten) – Staßfurt

Quelle: Volksstimme vom 28.09.2015

Dieser Artikel wurde am 28.September 2015 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 28.September 2015)


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