18. Januar 2022

Calbes breite Bank macht sich bezahlt

Mit einem deutlichen 38:21 (20:10)-Heimerfolg besiegten die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballer der TSG Calbe den TuS Radis.

Von Kevin Sager 16.01.2022, 20:00

Calbe – Es ist bereits zur festen Tradition geworden, dass Andreas Wiese die Timeout-Karte nicht am Mann hat, sondern sie auf eine Bank legt abseits seines Blickfelds. Meistens bekommen die Nachwuchsspieler die Anmerkungen, sie sollen sich melden, wenn ihnen auffällt, dass es nicht läuft. Gegen den TuS Radis hatten die Nachwuchshandballer der TSG Calbe aber kaum Gründe, den Coach des Sachsen-Anhalt-Ligisten zu informieren. Dennoch griff Wiese zur grünen Karte mit dem weißen „T“. Es waren aber nur Kleinigkeiten, die der TSG-Coach zu besprechen hatte. Denn von Anfang an hatten die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballer von der Saale kaum Probleme mit dem Radis-Team und setzten sich klar mit 38:21 (20:10) durch.

Vor der Partie hatte sich Wiese zahlreiche Gedanken gemacht, in welcher Verfas­sung der Gast in der Heger­porthalle auftreten wird. Von einem Gegner mit reichlich Wut im Bauch war die Rede. Aber es kam alles anders. „Bei Radis haben drei Rückraumspie­ler gefehlt, auch Marco Hüls war nicht dabei“, hatte der Calbenser Trai­ner im Vorfeld der Partie er­fahren. Zehn Spieler standen nur auf dem Protokoll, davon waren zwei zwischen den Pfosten aktiv.

Damit war für Wiese klar. Auf das schnelle Spiel wird es ankommen. Von Beginn an wurde deutlich, dass Calbe gegen den ersatzgeschwäch­ten Gast rein gar nichts an­brennen lassen wollte. Stefan Wiederhold im TSG-Tor glänzte und fand genau so schnell in die Partie wie seine Vorderleute. Von einer Pause von über zwei Monaten war nichts zu spüren. Nach sie­ben Minuten lagen die Haus­herren mit 4:0 in Führung, ehe auch Radis den ersten Treffer markieren konnte. Die kleinen Nadelstiche der Gäste gingen im schnellen Konterspiel der Calbenser aber zusehends unter.

Allen voran Marc Stapf auf Rechtsaußen war in den An­fangsminuten sehr präsent. „Er soll Stück für Stück wieder an die Rückraum­position herange­führt werden“, so Wiese. Das zeigt auch, dass die Alter­nativen im TSG- Team noch mehr werden sollen. Wie vielseitig das Cal­benser Spiel ist, wird bei einem Blick auf das Spielprotokoll deutlich. Nur zwei Spie­ler trugen sich nicht in die Torschützenliste ein.

Bis zur Pause schaffte es Calbe, den Vorsprung sukzes­sive auszubauen. Doch auch Radis schaute nicht nur taten­los zu. Coach Robert Szep-Kis hatte eine Schwäche im Spiel der Calbenser ausgemacht, die natürlich auch Wiese nicht verborgen blieb. „Mit der 5:1-Abwehr hatten wir schon unsere Probleme“, er­klärte der Coach.

So recht Kapital konnten die Gäste daraus allerdings nicht schlagen. Das lag vor allem an Wiederhold. Der Schlussmann vereitelte zahlreiche Chancen. „Ich hab auf der Torhüterposi­tion die Qual der Wahl. Als Paar und auch Einzeln sind das in meinen Augen die besten Keeper der Liga“, sagte Wiese nach der Partie. So kann er es sich leisten, pro Spiel den Schlussmann zu tauschen. Diesmal musste Daniel Bert­ram auf die Bank. Im kom­menden Spiel sieht das wieder anders aus.

Die breite Bank war es im Endeffekt auch, welche das Pendel zugunsten der Calben- ser ausschlagen ließ. Auf jeder Position konnte Wiese rotie­ren, brachte immer wieder neue frische Kräfte in die Par­tie. „Es ist absolut kein Leis­tungsabfall zu spüren. Jeder von denen kann Handball spielen“, richtete der Übungs­leiter ein Lob an alle seine Spieler.

„Daher wollten wir den Fans ein Spektakel bieten. Ich denke, das ist uns auch gelungen.“ Andreas Wiese

Während bei Calbe also je­der Zeit auf der Platte bekam, mussten die Gäste fast die ge­samten 60 Minuten durchspie­len. Und Zeit zum Durchat­men blieb auch nicht. Nach 38 Minuten stand ein 25:13 auf der Anzeigetafel. Nur zehn Mi­nuten später war es dann ein 32:17. Satte 17 Tore Differenz waren es, als die Schlusssirene durch die Halle dröhnte und der große Jubel bei Mann­schaft und Fans ausbrach.

Auftakt gelungen. Zusammen mit den eigenen Fans – 200 durften dabei sein – bejubelten die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballer der TSG Calbe den ersten Sieg im Jahr 2022. Weitere sollen natürlich folgen. Foto: Kevin Sager

„Ich musste meine Mann­schaft von Minute eins an mo­tivieren. Es war eigentlich viel mehr eine Vorbereitung auf die kommenden Spiele. Die Spannung gegen einen er­satzgeschwächten Gegner über die gesamte Zeit hochzu­halten ist natürlich schwer. Ich bin dennoch zufrieden und meine Mannschaft hat das gut gemacht“, fasste der TSG-Coach zusammen. „Auf­grund der personellen Misere der Gäste stand zeitig fest, dass kaum Gegenwehr kom­men kann. Dennoch hat unser Verein alles in die Wege geleitet, dass wir heute vor Fans spielen können. Daher wollten wir den Fans ein Spektakel bieten. Ich denke, das ist uns auch gelungen“, meinte Wiese. Dem Jubel der Fans zu Folge wurde seine These auch bestätigt.

 

TSG Calbe: Wiederhold, Bertram – Mathias Walther (2), Lucas Marschall (3), Daniel Gieraths (2), Nils Rätzel (2), Tony Maynicke (1), Maxi­milian Weiß (8), Nils Meyer, Martin Sowa, Felix Kralik (5), Marc Stapf (7), Kevin Reiske (8)

Zeitstrafen: Calbe 3 – Radis 5

Siebenmeter: Calbe keine – Radis 3/3

Quelle Volksstimme 17.01.2022

Dieser Artikel wurde am 18.Januar 2022 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 18.Januar 2022)


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