Calbes breite Bank macht sich bezahlt
Mit einem deutlichen 38:21 (20:10)-Heimerfolg besiegten die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballer der TSG Calbe den TuS Radis.
Von Kevin Sager 16.01.2022, 20:00
Calbe – Es ist bereits zur festen Tradition geworden, dass Andreas Wiese die Timeout-Karte nicht am Mann hat, sondern sie auf eine Bank legt abseits seines Blickfelds. Meistens bekommen die Nachwuchsspieler die Anmerkungen, sie sollen sich melden, wenn ihnen auffällt, dass es nicht läuft. Gegen den TuS Radis hatten die Nachwuchshandballer der TSG Calbe aber kaum Gründe, den Coach des Sachsen-Anhalt-Ligisten zu informieren. Dennoch griff Wiese zur grünen Karte mit dem weißen „T“. Es waren aber nur Kleinigkeiten, die der TSG-Coach zu besprechen hatte. Denn von Anfang an hatten die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballer von der Saale kaum Probleme mit dem Radis-Team und setzten sich klar mit 38:21 (20:10) durch.
Vor der Partie hatte sich Wiese zahlreiche Gedanken gemacht, in welcher VerfasÂsung der Gast in der HegerÂporthalle auftreten wird. Von einem Gegner mit reichlich Wut im Bauch war die Rede. Aber es kam alles anders. „Bei Radis haben drei RückraumspieÂler gefehlt, auch Marco Hüls war nicht dabei“, hatte der Calbenser TraiÂner im Vorfeld der Partie erÂfahren. Zehn Spieler standen nur auf dem Protokoll, davon waren zwei zwischen den Pfosten aktiv.
Damit war für Wiese klar. Auf das schnelle Spiel wird es ankommen. Von Beginn an wurde deutlich, dass Calbe gegen den ersatzgeschwächÂten Gast rein gar nichts anÂbrennen lassen wollte. Stefan Wiederhold im TSG-Tor glänzte und fand genau so schnell in die Partie wie seine Vorderleute. Von einer Pause von über zwei Monaten war nichts zu spüren. Nach sieÂben Minuten lagen die HausÂherren mit 4:0 in Führung, ehe auch Radis den ersten Treffer markieren konnte. Die kleinen Nadelstiche der Gäste gingen im schnellen Konterspiel der Calbenser aber zusehends unter.
Allen voran Marc Stapf auf Rechtsaußen war in den AnÂfangsminuten sehr präsent. „Er soll Stück für Stück wieder an die RückraumÂposition herangeÂführt werden“, so Wiese. Das zeigt auch, dass die AlterÂnativen im TSG- Team noch mehr werden sollen. Wie vielseitig das CalÂbenser Spiel ist, wird bei einem Blick auf das Spielprotokoll deutlich. Nur zwei SpieÂler trugen sich nicht in die Torschützenliste ein.
Bis zur Pause schaffte es Calbe, den Vorsprung sukzesÂsive auszubauen. Doch auch Radis schaute nicht nur tatenÂlos zu. Coach Robert Szep-Kis hatte eine Schwäche im Spiel der Calbenser ausgemacht, die natürlich auch Wiese nicht verborgen blieb. „Mit der 5:1-Abwehr hatten wir schon unsere Probleme“, erÂklärte der Coach.
So recht Kapital konnten die Gäste daraus allerdings nicht schlagen. Das lag vor allem an Wiederhold. Der Schlussmann vereitelte zahlreiche Chancen. „Ich hab auf der TorhüterposiÂtion die Qual der Wahl. Als Paar und auch Einzeln sind das in meinen Augen die besten Keeper der Liga“, sagte Wiese nach der Partie. So kann er es sich leisten, pro Spiel den Schlussmann zu tauschen. Diesmal musste Daniel BertÂram auf die Bank. Im komÂmenden Spiel sieht das wieder anders aus.
Die breite Bank war es im Endeffekt auch, welche das Pendel zugunsten der Calben- ser ausschlagen ließ. Auf jeder Position konnte Wiese rotieÂren, brachte immer wieder neue frische Kräfte in die ParÂtie. „Es ist absolut kein LeisÂtungsabfall zu spüren. Jeder von denen kann Handball spielen“, richtete der ÃœbungsÂleiter ein Lob an alle seine Spieler.
„Daher wollten wir den Fans ein Spektakel bieten. Ich denke, das ist uns auch gelungen.“ Andreas Wiese
Während bei Calbe also jeÂder Zeit auf der Platte bekam, mussten die Gäste fast die geÂsamten 60 Minuten durchspieÂlen. Und Zeit zum DurchatÂmen blieb auch nicht. Nach 38 Minuten stand ein 25:13 auf der Anzeigetafel. Nur zehn MiÂnuten später war es dann ein 32:17. Satte 17 Tore Differenz waren es, als die Schlusssirene durch die Halle dröhnte und der große Jubel bei MannÂschaft und Fans ausbrach.
„Ich musste meine MannÂschaft von Minute eins an moÂtivieren. Es war eigentlich viel mehr eine Vorbereitung auf die kommenden Spiele. Die Spannung gegen einen erÂsatzgeschwächten Gegner über die gesamte Zeit hochzuÂhalten ist natürlich schwer. Ich bin dennoch zufrieden und meine Mannschaft hat das gut gemacht“, fasste der TSG-Coach zusammen. „AufÂgrund der personellen Misere der Gäste stand zeitig fest, dass kaum Gegenwehr komÂmen kann. Dennoch hat unser Verein alles in die Wege geleitet, dass wir heute vor Fans spielen können. Daher wollten wir den Fans ein Spektakel bieten. Ich denke, das ist uns auch gelungen“, meinte Wiese. Dem Jubel der Fans zu Folge wurde seine These auch bestätigt.
TSG Calbe: Wiederhold, Bertram – Mathias Walther (2), Lucas Marschall (3), Daniel Gieraths (2), Nils Rätzel (2), Tony Maynicke (1), MaxiÂmilian Weiß (8), Nils Meyer, Martin Sowa, Felix Kralik (5), Marc Stapf (7), Kevin Reiske (8)
Zeitstrafen: Calbe 3 – Radis 5
Siebenmeter: Calbe keine – Radis 3/3
Quelle Volksstimme 17.01.2022
Dieser Artikel wurde am 18.Januar 2022 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 18.Januar 2022)